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Onlinebroker – Degiro startet mit Kampfpreisen

Billig Traden – bislang war das in Deutschland meistens erst für Preise ab fünf Euro plus Fremdgebühren möglich. Ein Broker mit Sitz in den Niederlanden schickt sich nun an, diese Preise deutlich zu unterbieten. Damit ist der Preiskampf ums Traden in Deutschland neu eröffnet. Doch Anleger sollten auch die Tücken kennen.

Die Bäume wachsen für Deutschlands Onlinebroker nicht mehr in den Himmel. Das zeigt unter anderem die geplante Übernahme der DAB bank durch BNP Paribas, die Mutter von Cortal Consors an. Trotzdem gab es in diesem Jahr schon wieder mehrere Markteintritte in der Brokerszene, zum Beispiel Aktionärsbank und Benk am Jahresanfang oder den jüngst Broker Banx, der wie der bereits etablierte Broker Lynx über die Systeme von Interactive Brokers abwickelt.

Bislang war aber bei den kleineren Brokern, die für ihre Dienste vor allem mit billigen Konditionen werben, in aller Regel der Satz von fünf Euro plus diverse Fremdgebühren das Kostenminimum.

Seit heute gibt es einen Anbieter, der diese Preise klar unterbietet: Die niederländische Degiro, bereits in sieben anderen Ländern Europas am Markt, verlangt für den Handel von deutschen Aktien auf Xetra nur zwei Euro plus 0,008 Prozent des Volumens. Das Depot ist wie hierzulande üblich umsonst. Eine DAX-Order im Wert von 1000 Euro kostet demzufolge noch 2,08 Euro. Das Frankfurter Parkett ist aber teurer: 7,50 Euro plus 0,08 Prozent, der Handel an deutschen Regionalbörsen wird nicht angeboten.

Günstig ist der Auslandsaktienhandel in vielen Ländern, z. B in den USA: Nach Einrichtung einer Handelsmodalität, (die pro Auslandsbörse 2,5 Euro, max. 0,25% des Portfolios pro Börse und Jahr kostet) schlägt eine Transaktion über 5000 Euro in den USA nur noch mit Kosten nur 0,54 Euro an Gebühren zu Buche; andere deutsche Broker verlangen zumeist ein Vielfaches davon.

Des weiteren sind Zertifikate, börsengehandelte Indexfonds, deutsche und einige
europäische Anleihen, Optionen, Futures sowie Devisen handelbar – alles
über eine einzige Handelsplattform.

Wer ein gut verzinstes Tagesgeldkonto, Fondssparpläne
oder Anlageberatung sucht, ist bei Degiro jedoch an der falschen Adresse. Es geht ums Traden. Punkt. Daher kosten aufwendige Dienstleistungen wie das Bestellen von Hauptversammlungskarten satte Gebühren extra (in diesem Fall 25 Euro). Aufgepasst aber auch: Der Kontoübertrag von und nach Degiro kostet 25 Euro pro Position. Besser ist es also, als Neukunde in spe dort ein neues Depot erst aufzubauen.

Wenn schon billig, dann richtig, scheint das Motto von Degiro zu sein. Und die Ziele sind ambitioniert: Man will führender Broker in Europa werden, so Vorstand Jasper Anderluh im Gespräch mit mir für Börse Online. Bei ungefähr 2000 Kunden pro Land erreicht der Broker eigenen Angaben nach übrigens den Break-even. Eigenhandel betreibt der Broker nicht, allerdings müssen die Privatkunden mit Profi-Kunden die Plattform teilen. Auch Inhouse-Matching von Orders ist möglich, so dass Kundenorders nicht über die Börse abgewickelt werden, allerdings verspricht der Broker Best-Execution, also die Abwicklung zu einem gleich oder besseren Preis als zeitgleich an der Börse.

In den Niederlanden hat es der Broker, der vor einingen Jahren ursprünglich als Handelsplattform für Profi-Anleger gestartet war und erst vor knapp einem Jahr die Plattform für Privatanleger geöffnet hat, immerhin eigenen Angaben nach schon auf 25 Prozent Marktanteil geschafft. In Deutschland mit seiner etablierten Szene von Direktbanken mit umfassenden Dienstleistungsangebot und Onlinebrokern dürfte das nicht so einfach gehen, aber auf jeden Fall wird er preissensitive Brokerkunden in Scharen anziehen. Gerade, wer vor allem auf die Orderkosten schaut, bekommt eine neue, sehr günstige Alternative.

Degiro nutzt dabei als einer der ersten Broker sehr konsequent die Möglichkeiten, die ihm der europäische Pass nach den europäischen Mifid-Regeln erlaubt. Degiro ist ein niederländischer Broker, von der niederländischen Zentralbank und Finanzaufsicht AFM beaufsichtigt. In Deutschland agiert er als grenzüberschreitender Finanzdienstleister. Das birgt einige Besonderheiten, die Anleger aber unbedingt kennen sollten:

– Gewöhnungsbedürftig für deutsche Kunden ist vor allem die Einlagensicherung, die anders gestaltet ist als hierzulande: Da Degiro als Investmentfirma nicht als Bank lizensiert ist, werden Kundengelder, die nicht in Wertpapieren investiert sind, auf ein Sammelkonto bei einer gesonderten Verwahrstelle eingezahlt und sofort in
einen Cashfonds investiert; laut Degiro seit natürlich jederzeit klar, wie hoch der Anteil jedes einzelnen Kunden an dem Sammelvermögen sei. Dadurch sind Gelder bis zu einem Betrag von 20 000 Euro von der Zentralbank abgesichert. Wertpapiere wären im Pleitefall ohnehin
nicht betroffen.

–  Ganz anders als bislang in Deutschland üblich läuft auch die Kontoeröffnung, nämlich vollständig online. Bei in Deutschland von der Bafin beaufsichtigten Anbietern ist immer ein Personalausweis mit ihm Spiel – sei es beim Post-Ident-Verfahren oder bei der von der ING-Diba neu eingeführten Video-Legitimation. Nicht so bei Degiro: Es reicht eine
Überweisung von einem hiesigen Bankkonto aus oder aber die Nutzung des
Services Sofortüberweisung – bislang ein Novum am deutschen Brokermarkt. Möglich wird das folgendermaßen: Wie die BaFin auf eine Anfrage von mir mitgeteilt hat, gilt für ein reines Online-Angebot eines ausländischen Anbieters das Recht des Heimatlandes, die Anforderungen des deutschen Geldwäschegesetzes (GwG) finden also keine Anwendung. Insofern könne laut Bafin dahinstehen, ob das Identifizierungsverfahren nach dem GwG zulässig wäre.

–  Und last but not least müssen deutsche Kunden sich natürlich im Klaren darüber sein, dass ein ausländischer Broker keine deutsche Abgeltungsteuer einbehält und abführt. Das muss man dann – lästigerweise – selbst machen über die Steuererklärung

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7 Kommentare
  1. Wenn ich hinter die Bühne schaue, sehe ich aber auch nur Dunkelheit. Das Angebot ist für mich nicht transparent. Was passiert hier genau mit meinem Geld und mit meinen Aktie?

    Grüße aus Berlin

  2. "Der Kontoübertrag kostet EUR 25,00 je Position". Ist wirklich Kontoübertrag oder Depoteinzug/-übertrag gemeint ?

  3. Das steht doch in dem Infomaterial von Degiro. Da DEGIRO keine Bank-Lizenz hat und diese auch nicht anstrebt, werden Kontoguthaben nicht von DEGIRO gehalten, sondern in einem täglich handelbaren Geldmarktfonds angelegt. Der Fonds investiert die Geldmittel in Anlagen mit dem geringstmöglichen Risiko, zumeist in Staatsanleihen mit hoher Bonität. Dadurch sind Kundenvermögen sicherer als herkömmliche Bankguthaben. Und was soll mit den Aktien passieren? Die gehören Dir…genauso, als ob Du sie über Consors gekauft hättest.

  4. Habe ich mich auch gefragt. So wie ich es verstehe, kostet es pro Position 25 EUR, wenn ich ein Wertpapier in das Depot einer anderen Gesellschaft übertragen lasse. Kann das einer bestätigen?

  5. Wenn Du wissen willst, was mit Deinem Geld/Orders passiert, solltest Du das Buch "Flash Boys" lesen. Die Orders werden weiterverkauft (in diesem Fall an Interactive Brokers) damit High Frequency Trader Frontrunning betrieben können. Solche Broker verdienen also nicht an den Handelsgebühren der Kunden, sondern am Weiterverkauf der Kundeninformationen, damit diese ausgenutzt werden können.

  6. Flash Boys gibt einen guten Einblick, was hinter den Kulissen passiert. Unsere Buchrezension finden Sie unter: finanzjournalisten.blogspot.com/2014/06/ferienlekture-fur-borsianer-flash-boys.html

  7. Hallo, Ich finde auf Internetseite von DEGIRO kein Impressum. Komisch…

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