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Kommt nach dem Handels- der Finanzkrieg?

Kaum ein Tag, an dem US-Präsident Donald Trump nicht mit neuen Drohungen gegen seine Handelspartner um sich wirft: Güter im Wert von 200 Milliarden Dollar aus China habe er für neue Zölle im Visier, sagt er etwa. Oder die europäische – sprich deutsche – Autoindustrie. Der Warenhandel wäre aber nur die erste Stufe der Eskalation, wie ein chinesischer Wissenschaftler im Interview jetzt andeutet.

Denn die USA mögen vielleicht beim Warenhandel ein Defizit erwirtschaften. Insgesamt profitieren sie stark von der internationalen Verknüpfung und sind extrem vom Ausland abhängig. So erwirtschaftet die US-Wirtschaft seit langem im Ausland mehr Einkommen als umgekehrt, wie das Ifo-Insititut vorrechnet: Die Leistungsbilanz, die auch Gewinnüberweisungen von US-Firmen im Ausland sowie Erträge aus Dienstleistungen wie der starken US-Software und Internetindustrie mit einrechnet, ist nun mal positiv.

Genau hier wäre die US-Wirtschaft extrem verletzlich. Bisher denkt zwar noch keiner an Sanktionen gegen Dienstleister, doch ein anderes Feld hat nun ein chinesischer Wissenschaftler als kaum verhohlene Drohung angesprochen: die Finanzmärkte. Denn die USA arbeiten defizitär, sprich sie sparen bei weitem zu wenig, um den hohen Konsum und die Staatsausgaben zu stemmen. Sie brauchen also ständig Geld – und das kommt aus dem Ausland.

China denkt nun wohl darüber nach, „den Konflikt auf andere Felder auszuweiten“, wie der Wirtschaftswissenschaftler Mei Xinyu im Interview sagt. Das hat ein gewisses Gewicht, denn er ist bei einer Akademie beschäftigt, die zum Handelsministerium gehört, und damit Staatsangestellter.

Bisher ist China einer der größten Geldgeber der USA, denn einen Großteil seiner Exporterlöse steckten die Asiaten in US-Staatsanleihen. Heute schulden die USA dem Reich der Mitte etwa 1,1 Billionen US-Dollar und sind damit extrem von dem Handelspartner abhängig. „In den USA spielt der Finanzsektor eine viel größere Rolle als in China. Insofern sind die USA hier verwundbar, und insofern ist das natürlich eine Option“, sagt Mei.

Bisher waren alle davon ausgegangen, dass China ein Interesse am Gedeihen der USA und ihrer Finanzmärkte hat, damit sein gigantischer Anleihenschatz nicht an Wert verliert. Doch das könnte sich ändern: „In guten Zeiten besteht unser Wettbewerb darin, dass wir versuchen schneller zu wachsen als die USA. Aber wenn die Zeiten schlechter werden, geht es darum, wer schneller verliert,“ sagt Mei.

 

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