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Jobs, Jobs, Jobs

Arbeitswunderland? Als das galt lange Zeit nur einer – die USA. Denn in dem Land entstanden in jeder vergangenen wirtschaftlichen Boomphase mehr  als hunderttausend neuer Stellen – Monat für Monat. Doch das ist eine paar Jahre und eine Finanz- und Wirtschaftskrise her. Nun kämpft das Mutterland des Kapitalismus mit einem dort bisher unbekannten Phänomen: Dem Aufschwung mit nur ganz wenigen neuen Arbeitsplätzen. Und Deutschland mausert sich zum neuen Jobphänomen.

Zwar ist die Arbeitslosigkeit in beiden Länder auf dem Rückzug. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Obwohl die USA seit Ende vergangenen Jahres mit soliden Wachstumszahlen überraschen, steigt die Zahl der Beschäftigten extrem langsam – allein im Juni wurden 125000 Jobs abgebaut (bedingt durch die Entlassung vieler kurzzeitig für die Volkszählung eingestellter Helfer). In Deutschland dagegen entstehen derzeit neue sozialversicherungspflicht Arbeitsplätze, obwohl das Wachstum noch weit hinter dem der USA zurückbleibt.

Und es kommt noch besser: Die Reallöhne in Deutschland steigen dabei auch noch spürbar. Das ehemalige Sorgenkind Arbeitsmarkt entwickelt sich daher hierzulande zu einem kräftigen Helfer in Sachen Konjunktur, und in den USA wird es mehr und mehr zum Problemfall. Ein wichtiger Grund: unsere Industrie ist ein klarer Globalisierungsprofiteur, während die USA eher durch ihren starken Dienstleistungssektor geglänzt haben, dem in der Krise aber schnell der Boden unter den Füßen weggezogen wird.

Deutschland profitiert zudem klar von den Reformen der vergangenen Jahre, von der Einführung der Leiharbeit, von der Kurzarbeiterregel und vielleicht sogar ein wenig von der verpönten Abwrackprämie, die der wichtigen Autoindustrie durch die Krise geholfen hat. Die Politiker sollten sich aber nicht allzusehr selber loben. Dass die Zahl der Arbeitslosen so traumhaft schnell sinkt, liegt auch an einem Problem, das wir lieber nicht hätten – der Demographie: Immer mehr ältere Arbeitnehmer scheiden aus, weniger junge kommen nach. Im Juni sorgte dieser Effekt alleine für rund 20000 weniger Arbeitslose.

Die nächste Aufgabe für Arbeitsmarktpolitiker und auch Arbeitgeber steht also schon vor der Tür: Das lebenslange Lernen in die deutsche Berufswelt einpassen. Entrümpelte Vorschriften, speziell angepasste Lehren und Ausbildungen für über 40jährige, und für die Jungen Bildung, Bildung, Bildung heißen die Konzepte. Damit die schönen neuen Jobs nicht nur geschaffen, sondern auch kompetent besetzt werden können.

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