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Ist die Aktienscheu der Versicherer ein Garant für steigende Kurse?

Wann nähert sich ein Aktienaufschwung seinem Ende? Wenn, so spötteln Börsianer gern, die Versicherer ihre Aktienengagements massiv aufstocken. Ja wenn das stimmt, dann haben die Börsen noch einen weiten Weg nach oben vor sich. Denn die deutschen Lebensversicherer haben ihre Aktienquote auf ein Rekordtief zurückgefahren.

Nur noch drei Prozent ihrer Kapitalanlegen haben die Lebensversicherer in Aktien investiert – so steht es im jüngsten Finanzstabilitätsbericht 2010 der Bundesbank. Während der Internetblase Ende des vorigen Jahrtausends waren es zeitweise mit rund 25 Prozent fast zehnmal so viel. Und auch in den letzten Jahren hat die Assekuranz fleißig weiter Aktien verscherbelt. 2003 – damals stand der DAX im Tief bei 2200 Zählern – besaß sie laut Bundesbank für 56 Milliarden Euro Aktien, 2009 nur noch für 23 Milliarden. Entsprechend hat sich die Quote gedrittelt – von neun auf drei Prozent.

Dafür haben die Versicherer den Anteil von Rentenwerten von 80 auf sage und schreibe 87 Prozent erhöht. Dass so eine Anleihenlastigkeit gesund ist, wage ich zu bezweifeln. Sie widerspricht jedem Grundsatz der Streuung und vernichtet langfristig Rendite. Sie war zwar im Finanzcrash segensreich – aber dafür haben die Versicherer sowohl die Hausse von 2003 bis 2008 als auch die jetzt seit März 2009 laufende voll verpasst.

Entsprechend werden die Renditen, die die Unternehmen ihren Versicherungskunden gutschreiben immer mickriger. Gerade erst hat sie die Allianz von 4,3 auf 4,1 Prozent abgesenkt – nur auf den Sparanteil von rund 80 Prozent der Beiträge wohlgemerkt, insgesamt liegt sie noch um bis zu einen Prozentpunkt niedriger. Die große Frage lautet nun, ob und wann die Versicherer ihre extreme Risikoscheu ablegen und mit ihren Käufen die Börsen zusätzlich befeuern. So mancher Experte rechnet damit, dass der Assekuranz angesichts der Minizinsen und der Kursrisiken, die bei einem Zinsanstieg länger laufender Anleihen lauern, gar nicht umhin kann, ihre Aktienpositionen aufzubauen.

Eine Erhöhung der Quote von drei auf vier Prozent würde immerhin 7,5 Milliarden Euro an die Märkte spülen, eine Anhebung auf im internationalen Vergleich immer noch extrem niedrige fünf bis sechs Prozent gar 20 Milliarden. Aber die Chancen auf eine deutlich höhere Nachfrage seitens der Lebensversicherer sind vermutlich gering. Zwar haben Big Player wie die Münchener Rück (mit ihrer Tochter Ergo), die Allianz und die R+V signalisiert, dass sie künftig ein paar Euro mehr in Atien stecken wollen – aber der große Wurf wird das kaum.

Da stehen die geplanten internationalen Versicherungsregeln nach Solvency II im Weg. Die schreiben den Unternehmen vor, jedes Aktienengagement mit bis zu 40 Prozent Eigenkapital zu unterlegen. Bei Staatsanleihen müssen dagegen 0,0 Prozent Eigenkapital eingesetzt werden – auch für griechische und irische. Da werden den ohnehin aktienscheuen Versicherern zusätzliche Steine in den Weg gelegt. Die Zeiten, in denen die Assekuranz ein gewichtiges Wort am Aktienmarkt mitspricht, sind deshalb noch weit, weit entfernt. Und damit nach der Börsenweisheit von den stets zu spät kommenden Versicherern auch das Ende der Aktienhausse.

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