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Irland bedroht Eurostabilität

Es wäre auch zu schön gewesen: Finanzkrise ausgestanden, Griechenland mit einem Milliarden-Fonds aus der Schußlinie genommen, Euro gerettet. Doch so einfach ist alles natürlich nicht. Denn ein weiteres Mitglied der PIIGS gerät nun immer mehr ins Visier der Finanzmärkte. Die Staatsfinanzen in Irland drohen aus dem Ruder zu laufen, die Renditen der Staatsanleihen steigen sprunghaft nach oben. Mit fast 6,5 Prozent für 10jährige Anleihen müssen die Iren gut 4 Prozent mehr Zinsen zahlen als Deutschland. Mit etwas Pech könnten das Land zum ersten Testfall des Europäischen Rettungsfonds werden.

Noch vor wenigen Tage hatte die irische Regierung wortreich versichert, dass das Land keine fremde Hilfe bei der Bewältigung ihrer Schulden brauche. Doch nun hat sich  Zentralbankchef Patrick Honohan zu Wort gemeldet. Er zweifelt öffentlich daran, dass das Land in der Lage sei, seine selbstgesteckten Haushaltsziele zu erreichen. Was immer ihn dazu bewogen hat, das ausgerechnet jetzt zu tun, bleibt ein Rätsel. Heute will Irland 1,5 Milliarden Euro frisches Geld am Anleihenmark aufnehmen – ein Test in das Vertrauen der Anleger, das seine Aussage sicher nicht gestärkt hat.

Denn die haben ohnehin  Grund zur Skepsis: Das einstige Wirtschaftswunderland Europas knabbert immer noch an der Krise. Die Konjunktur kommt nicht so recht in Schwung und vor allem die Banken bleiben schwer angeschlagen. Die hohen Staatshilfen für die Geldhäuser sind eine der wichtigsten Ursachen für das ausufernde Staatsdefizit. Bis auf rund 25 Prozent des Bruttoinlandproduktes könnte es in diesem Jahr klettern. Zu Erinnerung: Im Vertrag von Maastricht ist ein maximales Defizit von 3 Prozent vorgesehen.

Das klingt bedrohlich. Wird Irland nun also zum zweiten Griechenland, oder schlimmer noch zum größeren Griechenland? Immerhin ist das Land wichtiger und die Schulden entsprechend höher. Dennoch spricht einiges dafür, dass Irland leichter zu sanieren sein wird. Denn das Land verfügt über eine im Prinzip wettbewerbsfähige Wirtschaft. Jahrelang waren Wachstumsraten von 5 Prozent und mehr die Regel. Das dürfte zwar erst einmal vorbei sein, doch die Industrie läuft schon wieder rund. Und: Irland hat rund 20 Milliarden „Umlaufvermögen“ also Kapital, das im Krisenfall mobilisiert werden könnten.

Zudem hat Irland nicht nur die zugesagte Unterstützung des IWF, der ihm in der vergangenen Woche den Rücken gestärkt hat, sondern kann auch im Notfall auf die Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) zurückgereifen. Gerade gestern haben die drei großen Ratingagenturen diesem europäischen Rettungsfond Bestnoten erteilt. Dafür sind zwar nicht alle Mittel des Fonds verfügbar, weil nur die Garantien von erstklassig gerateten Ländern zählen und diese auch nur zu einem gewissen Prozentsatz. Etwas mehr als 250 Milliarden Euro stehen im Zweifel aber dennoch zur Verfügung.

Die Spekulanten zumindest scheint das zu beeindrucken. Trotz der Aussagen des irischen Zentralbankchefs steig der Euro wieder leicht und notierte am Montag über der Marke von 1,30 Dollar.

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