Die Aktionäre des Düngemittelkonzerns K+S werden sich vermutlich grün und blau ärgern. Weil das Management im vorigen Jahr den Übernahmeversuch durch Potash vereitelt hatte, will Potash nun mit der ebenfalls kanadischen Agrium fusionieren. Potash wäre damals bereit gewesen, 41 Euro je K+S-Aktie zu zahlen, jetzt ist der MDAX-Wert nicht einmal mehr halb so viel wert. Trotzdem: Langfristig könnte eine Fusion der nordamerikanischen Konkurrenten auch der K+S-Aktie zugute kommen.
Denn der geplante Zusammenschluss der beiden Kanadier sorgt dafür, dass der weltweite Kali-Markt von noch weniger Unternehmen beherrscht wird als bisher. Und eine solche Oligolipolisierung erleichtert es normalerweise, das Preisniveau anzuheben. Bis 2013 war das auch bei Kali so, weil die russische Uralkali und die weissrussische Belaruskali eine Vertriebskooperation hatten, die aufgrund ihrer Marktmacht – über 40 % der Weltproduktion – zusammen mit Potash die Preise diktierten. Als sich aber Uralkali und Belaruskali zerstritten, brach das OPEC-ähnliche Kartell zusammen – und die Kalipreise sackten auf ein Drittel ab. Die Auswirkungen auf die Aktienkurse waren verheerend.
Mit der Bündelung der Kräfte in Kanada, dem Land mit den größten Kalivorkommen, besteht nun die Chance, dass das informelle Kartell wieder auflebt, zumal aus Russland und Weißrussland schon vor einigen Monaten Signale kamen, die alte Kooperation wieder aufleben zu lassen. Falls es dazu käme, könnten, so wie vor 2013, wieder zwei Blöcke die Mengen und damit die Preise regulieren. Und das würde die Gewinne der Unternehmen in die Höhe treiben.
Bis es so weit ist, wird aber noch viel Zeit vergehen. Zum einen muss die Fusion Potash/Agrium erst den Segen der Kartellbehörden bekommen – und das wird kaum vor Mitte 2017 der Fall sein. Erst dann können Absprachen mit den Osteuropäern getroffen werden. Und zum anderen stehen neue Konkurrenten wie Rio Tinto und BHP auf dem Sprung, bei höheren Preisen ihre auf Eis gelegten Minenprojekte wieder aufleben zu lassen. Und das würde eine Preisabsprache zwischen Kanada und Osteuropa erschweren.
Die Fusion Potash/Agrium kann also nur langfristig positiv für die Kali-Preise sein. Die K+S-Aktie, die besonders unter den niedrigen Preisen leidet, wird also kurzfristig kaum davon profitieren, zumal die hausgemachten Probleme wachsen. Da können die Anleger nur hoffen, dass sich das Fusionskartell in der Branche weiter dreht – und da wäre K+S ein durchaus lohnendes Ziel. Ohne Übernahmephantasie aber müssen die Anleger wohl auf eine langwierige Neuordnung des Kalimarkts warten, wenn sie deutlich höhere Preise sehen wollen.
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