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Grexit wird immer wahrscheinlicher

In Riga saßen sie einmal mehr zusammen: die Finanzminister der Eurozone. Und das Thema kann kaum mehr jemand hören: Griechenlands Schulden, wie Gläubiger und die Regierung in Athen damit verfahren wollen  – wieder einmal. Doch es könnte eines der letzten ermüdenden Treffen zu diesem Thema sein. Denn immer mehr deutet darauf hin, dass der Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone nun bald erfolgen könnte.

Klar ist, dass es so nicht mehr lange weitergehen kann. Um Schulden zu bedienen und Staatsgehälter auszuzahlen, verbraucht Griechenland derzeit seine letzten Reserven: Gelder aus Kommunen und Sozialkassen. Wann genau die erste Überweisung platzt, ist nicht ganz sicher, doch es handelt sich wohl eher um Wochen als um Monate. Denn auch frisches Geld aus Russland dürfte kaum rechtzeitig und in der erforderlichen Höhe eintreffen.

Und immer noch ist keine Lösung für ein neues Hilfspaket in Sicht. Denn die Fronten zwischen der griechischen Regierung und den Gläubigern sind verhärtet. Ganz besonders kritisch sehen die EU-Partner den griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis. Vermutlich ist ein Neuanfang mit ihm inzwischen nicht mehr möglich.

Doch Alexis Tsipras bleibt stur: Er will weder inhaltlich noch personell nachgeben und sprach Varoufakis heute sein Vertrauen aus. Zwar hat er einen neuen Verhandlungsführer ernannt, doch die Zeit dürfte viel zu knapp sein, um Vertrauen aufzubauen – ganz abgesehen davon, dass die Positionen von Griechenland und den anderen Euroländern nicht vereinbar sind.

Vermutlich sind inzwischen alle Regierungen in Europa auf den Grexit vorbereitet und sehen ihn als kleineres Übel. Der IWF zumindest ist es: Das zeigt ein internes Papier, dass dem Spiegel vorliegt. Es wägt die Folgen für alle EU-Staaten ab und beurteilt sie als beherrschbar, auch wenn es Maßnahmen  geben müsse, um die ehemaligen Krisenstaaten Spanien, Portugal und Irland vor Spekulationen zu schützen.

Griechenland selber hätte laut IWF aber mit einigen Problemen zu kämpfen – auch mit einer potentiellen Hyperinflation. Dafür hat der IWF aber gleich einen Ratschlag parat: Die Zentralbank solle dann mit Inflationszielen arbeiten, die sie mit aggressiver Geldpolitik verteidigt. Aber ganz ehrlich: Wer mag wirklich glauben, dass die derzeitige griechische Regierung einem Ratschlag vom IWF folgen würde?

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1Kommentar
  1. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Die griechische Regierung hat sich auf "brinkmanship" eingelassen: Das Kalkül lautet, dass – egal was man tut — die anderen Euro-Länder Griechenland halten würden. Brinkmanship ist ein gefährliches Spiel, denn der Preis ist immer hoch, den man als Verlierer bezahlen muss.

    Die Sorge, dass Spekulanten nach einem Grexit versuchen mögen, andere Länder aus dem Euro zu treiben, mag berechtigt sein. Sie hat aber auch etwas Positives. Fällt Griechenland aus dem Euro, dann wird es dort wirtschaftliche und in der Folge soziale und auch politische Horrorszenarien geben. Wäre wirklich jemand überrascht, wenn Griechenland auf das Niveau eines Schwellenlandes sinken würde? Was immer geschieht, die anderen Wackelkandidaten werden genau hinsehen. Und womöglich reicht das aus, was sie im Grexit-Fall sehen werden, um endlich selber in Bewegung zu kommen.

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