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Geht der Crash am Ölmarkt noch weiter?

Es ist erst ein Vierteljahr her, das überboten sich die Experten mit ihren Ölpreisprognosen gegenseitig: 150 Dollar, 170 Dollar oder gar 200 Dollar je Barrel – nur der Himmel schien die Grenze zu sein. Nun, da der Preis für Brent-Öl um 30 Prozent auf 90 Dollar eingebrochen ist, machen Voraussagen die Runde, die den Kurs des flüssigen Goldes bei 50 oder 60 Dollar ansiedeln. Was für ein Unterschied – und warum dieser Stimmungswandel?

Ganz einfach, weil die Gesetze von Angebot und Nachfrage wirken. Das Angebot an Öl ist aus mehreren Gründen deutlich gestiegen: Erstens weil die OPEC ihre Förderung massiv ausgeweitet hat. Insbesondere Saudi Arabien pumpt was es kann und hält damit das Versprechen ein, den Ausfall zu kompensieren, der durch das Iran-Embargo entsteht. Zweitens sind die kriegsgeplagten Förderländer Irak und Libyen auf dem besten Weg, ihre früheren hohen Fördermengen wieder zu erreichen, nachdem die Schäden weitgehend ausgebessert sind. Und drittens hat sich die Ölförderung der USA weiter stark erhöht, dank neuer, wenngleich umstrittener Techniken.

Da dieses ausgeweitete Angebot konjunkturbedingt auf eine nachlassende Ölnachfrage trifft, ist plötzlich ein Überangebot vorhanden, statt des befürchteten Engpasses. Die Eurokrise hat den Energieverbrauch in Europa stark gedrückt, die labile US-Konjunktur verleitet die Ölfirmen auch nicht gerade dazu, ihre Lager in den USA aufzustocken und insbesondere die Wachstumsverlangsamung in China und Indien drückt die Ölverkäufe nach unten.

Momentan sieht es damit tatsächlich so aus, als hätte der Ölpreis noch weiter Luft nach unten und könnte erst drehen, wenn sich die Aussichten für die Weltkonjunktur verbessern. Aber die Vergangenheit hat oft genug gezeigt, dass am Ölmarkt schon kleine Veränderungen von Angebot und Nachfrage ausreichen, um alle Voraussagen über den Haufen zu werfen.

Falls die Zeit des relativ günstigen Öls noch ein paar Monate anhält, könnte das sogar ein unverhoffter Taktgeber für eine Erholung der Weltwirtschaft werden. Denn wenn der mit Abstand wichtigste Rohstoff um 30 Prozent billiger ist als noch vor einigen Monaten, stützt das die Kaufkraft ungemein – und hält die Inflation in Schranken.

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