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Gefahr aus dem Wirtschaftswunderland

Wenn ein deutscher Bundeskanzler nach China fährt, ist das Ritual seit Jahrzehnten stets das selbe, auch seitdem der Bundeskanzler eine Bundeskanzlerin ist: Da wird schnell über ein paar aktuelle Themen und die Menschenrechte geredet. Sobald diese Punkte abgehandelt sind, geht es aber um die eigentlichen gemeinsamen Interessen – die Wirtschaft. Und irgendein mit angereister Manager unterschreibt dann einen Milliarden schweren Vertrag. Das war bei diesem Besuch von Kanzlerin Merkel nicht anders. Doch diesmal ist der Termin von großen Sorgen über Chinas Konjunktur begleitet. Zumindest, wenn es nach Harvard-Professor Kenneth Rogoff geht.

Denn der sieht das Reich der Mitte auf dem besten Weg in einen Kollaps. Der beispiellose, jahrelange Boom und exzessive Spekulationen haben seiner Meinung nach extreme Überkapazitäten in China geschaffen – zum Beispiel im Immobiliensektor. Die offiziellen Statistiken helfen hier zwar wenig weiter. Aus der Zahlen der Energieversorger lässt sich aber angeblich ablesen, dass rund 65,4 Millionen Appartments im Reich der Mitte leer stehen. Im vergangenen Monat gingen die Immobilienpreise tatsächlich zum ersten Mal leicht zurück.

Das liegt auch daran, dass die Regierung die Wirtschaft derzeit bewusst bremst. Denn sie hatte as Wachstum in der Finanzkrise mit Konjunkturprogrammen und billigem Geld ganz massiv angekurbelt. Fehlinvestitionen sind in solchen Phasen programmiert. Vor ein paar Monaten haben die Machthaber in Peking eine scharfe Kehrtwende angeordnet. Kredite sind nun schwerer zu erhalten und teurer geworden. Und das Wirtschaftswachstum geht zurück. Von fast 12 Prozent im ersten Quartal diese Jahres auf gut 10 Prozent im zweiten.

Harvard-Ökonom Rogoff glaubt, dass ein Einbruch bis auf 2 Prozent möglich ist – das wäre ein Kollaps für das Boomland und eine Katastrophe für die Weltwirtschaft. Denn derzeit geht das Spiel so: China exportiert – vor allem Konsumgüter, vor allem in die USA und nach Europa. Mit den Einnahmen kauft es zum einen jede Menge Investitionsgüter aus der ganzen Welt und hält so die globale Konjunktur in Schwung. Zum anderen finanziert es die USA durch Investitionen in amerikanische Staatsanleihen. Geht dem Reich der Mitte die Puste aus, bekommt die gesamte Weltökonomie Atmennot.

Der einzige Ausweg wäre, die Wirtschaft Chinas behutsam auf eine solide binnenwirtschaftliche Basis auszurichten. Denn bislang profitieren lang nicht alle Chinesen vom Aufstieg zur Weltwirtschaftsmacht und der Private Verbrauch ist in manchen Regionen dürftig. Das ist nicht nur, aber auch eine Folge des politischen Systems. Denn Korruption und politische Unterdrückung hemmen die Entwicklung. Vielleicht sollte Bundeskanzlerin Merkel bei ihrem nächsten Peking-Besuch also doch etwas länger auf den ersten Punkten der Agenda herumreiten – den Menschenrechten und der Freiheit? Und dann direkt diesen milliardenschweren Vertrag von einem mitangereisten Manager unterschreiben lassen.

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