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Freude schöner Ratingnoten

Die Europäische Zentralbank EZB ist sauer. Da verabschiedet das Euro-Sorgenkind Griechenland endlich ein hartes Sparpaket und die Börsen honorieren das mit Kursaufschlägen. Doch schon zieht neues Ungemach auf. Denn Griechenland droht seine letztes A-Rating, ein „A2“ bei der Ratingagentur Moody’s zu verlieren.

Deren Konkurrenten Standard & Poor’s und Fitch stufen Griechenland bereits mit „BBB“ ein. Fällt jetzt auch noch das letzte „A“ drohen weit reichende Konsequenzen. Mindestens ein „A“ ist nämlich die Voraussetzung dafür, dass Geschäftsbanken Staatsanleihen aus Griechenland bei der EZB als Refinanzierung hinterlegen können. Sobald die Banken für ihre griechischen Anleihen bei der EZB aber keine Liquidität mehr erhalten, werden sie die Papiere meiden beziehungsweise höhere Zinsaufschläge verlangen. Griechenlands Krise würde sich damit nochmals verschärfen, denn das Land hat derzeit vieles – aber leider kein Geld für den hohen Schuldendienst.

Moodys Entscheidung bewirkt also viel, sehr viel. Dass das Wohl Griechenlands derzeit zu einem hohen Maße auch von dem Wohlwollen von Ratingagenturen abhängen soll, findet EZB Ratsmitglied Ewald Nowotny aber „nicht akzeptabel“. Und er denkt wie die gesamte EZB nun laut über die Etablierung eines eigenen Ratingsystems nach: Eine Zentralbank könne die wirtschaftlichen Aussichten eines Landes besser beurteilen als drei Analysten, die in einem New Yorker Büro sitzen, so Nowotny.

Die Ratingsagenture sind dabei ein vermeintlich leichtes Ziel: Ihr Ruf ist nach den krassen Fehlbeurteilungen im Zuge der Bankenkrise stark angeschlagen. So hatten die Agenturen zum Beispiel der US-Investmentbank Lehman Brothers noch kurz vor deren Pleite gute Noten erteilt.

Trotz dieser und anderer Fehler halte ich den politischen Druck auf Moody’s und die anderen beiden großen Agenturen für absolut falsch. Das klingt so, als ob die Eltern eines unbegabten Kindes seinen Lehrern damit drohen, ein eigenes Zeugnis auszustellen, sollten die Zensuren nicht gut genug ausfallen. Wer würde so ein Zeugnis akzeptieren? Der Euro leidet unter der Krise und dem Mangel an Glaubwürdigkeit. Eine eigene Ratingagentur der EZB würde diese Glaubwürdigkeit meiner Meinung nach noch weiter aushöhlen und dem Euro mehr schaden als die ehrliche Variante. Und die heißt: Ja, Griechenland steckt tief in der Krise und es wird Sonderregelungen für die Refinanzierung mit griechischen Anleihen geben müssen – sobald das nötig wird, weil Ratingnoten gesenkt werden. Denn Europa und die EZB lassen Griechenland nicht fallen.

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