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Freitagsfrage: Warum Quantitative Easing Aktien, Anleihen, Gold und Euro antreiben

Die Initialzündung für die jüngste Rallye an den Aktien-, Edelmetall- und Anleihenmärkten kam von der US-Notenbank Fed: Als am Dienstag, den 12. Oktober, das Protokoll der letzten Notenbanksitzung veröffentlicht wurde, war klar: Amerikas Währungshüter werden mit ziemlicher Sicherheit Anfang November eine neue Runde des Quantitative Easing (QE) starten, sprich die Geldschleusen öffnen. Was aber ist QE – und warum wirkt es für die Kapitalmärkte wie ein Lebenselixier?

Normalerweise senken die Notenbanken ihre Leitzinsen, wenn sie die lahme Konjunktur befeuern wollen. Aber das klappt natürlich nicht, wenn die Zinsen nahe Null Prozent liegen, wie in den USA oder Japan. Also müssen andere Instrumente her, um die Geldpolitik zu lockern. Und da bietet sich QE an, auf deutsch Quantitative oder Mengenmäßige Lockerung. Das geschieht in der Regel dadurch, dass die Zentralbank Liquidität in den Markt pumpt, indem sie Staatsanleihen und andere, meist staatlich besicherte Bonds aufkauft. Das Geld, das sie dafür bezahlt, weitet die Geldmenge zusätzlich aus.

Diese Instrumente haben mehrere Notenbanken nach dem Lehman-Crash eingesetz, vor allem Großbritannien und – am stärksten – die USA. Als die Fed im März 2009 ihre erste QE-Runde einläutete, genannt QE1, erwies sich das als sehr effektiv: Die Anleihenzinsen fielen deutlich, die Aktienmärkte drehten aus dem Stand gewaltig nach oben, der Goldpreis zog an und der Dollar verlor an Wert. Und das wichtigste: Die Konjunktur in den Industriestaaten begann sich bald zu erholen, auch in den USA verlief der Aufschwung zunächst stärker als erwartet. Deshalb stellte die Fed im März dieses Jahres QE1 wieder ein – nach dem Kauf von Bonds im Wert von mehr als einer Billion Dollar.

Zu früh, wie sich herausstellte. Denn Amerikas Wirtschaft verlor wieder an Fahrt, weil vor allem der Arbeitsmarkt nicht in Schwung kam. Die Angst vor dem Double Dip, dem erneuten Rückfall in die Rezession, verbunden mit einer Deflation, also fallenden Preisen, ging um um lähmte die Börsen. Deshalb dürfte die Fed auf ihrer nächsten Sitzung am 2. und 3. November gegensteuern. Ihr Chef Ben Bernanke hat vor nichts so viel Angst wie vor einer anhaltenden Deflation,  wie sie in Japan nunmehr seit Jahren herrscht. Deshalb wird er, falls die Hinweise im letzten Sitzungprotokoll nicht in die Irre führen, nochmals aus allen Rohren feuern und QE2 starten. Als wahrscheinlich gilt, dass die Fed monatlich für 100 Milliarden Dollar vornehmlich Staatsanleihen aufkaufen wird. Und da nach QE1 die Post an den Märkten abging, erwarten die Anleger nun das Gleiche – und haben schon mal DAX und Co. nach oben katapultiert.

Wie aber wirkt QE? Auf mehreren Kanälen: Ersten erhöht es die Geldmenge – und diese Flut spült zunächst die Assetpreise nach oben, sprich Aktien, Anleihen Gold etc. Das sorgt für einen Vermögenseffekt, weil der Reichtum der Besitzer dieser Assets zunimmt. Und das steigert ihre Konsumneigung. Zweitens drückt QE die Zinsen nach unten, auf die die Notenbank normalerweise keinen direkten Einfluss hat: die langfristigen Anleihenrenditen – und das verbilligt die Schuldenaufnahme des Staates, der Unternehmen und der Immobilienkäufer enorm.  Für zehnjährige Staatsanleihen müssen die USA gerade noch 2,4 Prozent Zinsen bezahlen, Deutschland gar nur 2,3 Prozent. Die Konjunktur wird durch diesen Zinsimpuls theoretisch angeschoben. Der dritte Effekt erfolgt über die Währungsrelationen. Seitdem Bernanke Ende August erste Hinweise auf QE2 gegeben hat, sinkt der Wert des Dollar deutlich, sogar gegenüber dem zuvor schwachen Euro. Denn mehr Dollarangebot bedeutet Druck auf die Währung. Und ein schwacher Greenback ist in Notzeiten ein probates Konjunkturmittel, weil es die Exporte beflügelt und die Importe verteuert. Die Gefahr dabei: ist, dass es zu einem Abwertungswettlauf, vielleicht gar zu einem Währungskrieg kommt.

Ob die QE2-Gleichung der Fed aufgeht, ist aber keineswegs sicher. Kritiker sehen mittelfristig große Gefahren, weil QE zwar kurzfristig die Deflation bekämpft, aber langfristig über die Geldmengenausweitung, die unsaubere Finanzierung der Staatsschulden und eventuelle Blasenbildungen an den Kapitalmärkten eine Inflation, manche sprechen von Hyperinflation, initiieren könnte. Aber eines dürfte QE zumindest in den nächsten Monaten bewirken: dass die Angst vor einem Double Dip und vor Deflation weicht, weil klar wird, dass Bernanke nichts unversucht lassen wird, um den GAU zu vermeiden.

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