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Freitagsfrage: Treibt Chinas Inflation auch Europas Teuerung hoch?

Wenn von zunehmenden Inflationsgefahren in Europa die Rede ist, wird immer häufiger darauf verwiesen, dass die starke chinesische Teuerung von zuletzt 6,5 Prozent den Preisauftrieb auch hier zu Lande beschleunigen werde. Schlägt also der inflationsdämpfende Effekt billiger China-Einfuhren, der fast zwei Jahrzehnte lang erheblich zur Preisstabilität beigetragen hat, nun ins Gegenteil um?

Eher nicht, oder zumindest noch nicht – darauf lässt eine neue Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) schließen, die im Monatsbulletin für Juli enthalten ist. Demnach haben zwar die Einfuhrpreise für chinesische Produkte nach Euroland allein in der zweiten Jahreshälfte 2010 um 13 Prozent zugelegt und damit viel zum beschleunigten Anstieg der Importpreise insgesamt beigetragen – aber dieser Effekt ist vor allem auf Währungsveränderungen zurückzuführen. Da viele China-Waren in Dollar fakturiert werden, schlug die Aufwertung der US-Währung gegenüber dem Euro voll auf die Einfuhrpreise durch und verstärkte den Effekt, den die moderate Renminbi-Aufwertung gegenüber dem Dollar vollzog.

Von der häufig beschworenen Gefahr, die steigenden Lohnkosten in China könnten die Einfuhren aus dem Reich der Mitte so stark verteuern, dass die Inflation bei uns zunimmt, ist dagegen nach den Daten der EZB wenig zu sehen. Denn die Löhne und Gehälter in China klettern zwar seit dem Ende der Finanzkrise wieder um jährlich  gut 15 Prozent – aber das ist nicht mehr als vor der Lehman-Pleite und wird durch die nach wie vor großen Produktivitätsfortschritte größtenteils aufgefangen. Trotz der Anhebungen liegen die Löhne laut EZB in China immer noch erst bei rund vier Prozent der US-amerikanischen Löhne. Das sorge dafür, dass Chinas Waren im Schnitt 30 Prozent Kostenvorteil gegenüber Europas Produkten besitzen. Einfuhren aus China werden deshalb den Preisanstieg in Euroland noch lange eher dämpfen als beschleunigen. Zumindest so lange der Dollar nicht durch die Decke schießt. Und das ist ja nun wirklich nicht zu erwarten.

Das ist zwar eine gute Nachricht im Hinblick auf die Inflation – aber eine schlechte für diejenigen europäische Unternehmen, die direkt mit chinesischen konkurrieren. Denn sie werden wohl weiterhin Kunden und Märkte verlieren und mit einer Gewinnerosion rechnen müssen.

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