Um über 12 Prozent hat der DAX im dritten Quartal verloren – das schlechteste Ergebnis seit den unseligen Zeiten der Euro-Krise 2011.Volkswagen und RWE haben sogar rund 50 Prozent eingebüßt. Hat damit der Aktienmarkt den Boden erreicht und nimmt er Anlauf für eine Jahresendrallye?
Das Hin und Her um die erste amerikanische Zinserhöhung, die Unsicherheiten um China und andere Schwellenländer, der lahme Konjunkturaufschwung und zuletzt der Skandal um die Betrügereien bei Volkswagen – das war zuviel für die Börsen. Die Stimmung ist nach den herben Verlusten der beiden Vormonate am Boden – und jetzt folgt auch noch der berühmt-berüchtigte Crashmonat Oktober.
Freilich – der Oktober ist weitaus besser als sein Ruf. Im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte gab es trotz einiger Crashs sogar ein Plus. Denn der Oktober verzeichnete zwar schlimme Einbrüche – aber noch häufiger eine grundlegende Wende nach vorherigen Einbußen. Nachdem der September seinem Ruf als historisch schlechtester Börsenmonat vollauf gerecht geworden ist, spricht manches dafür, dass in diesem Monat die Basis für einen neuen Aufschwung gelegt wird.
Zum einen ist die Bewertung der DAX-Aktien inzwischen ausgesprochen günstig. Auf Basis der erwarteten Gewinne für 2016 liegt das KGV bei 11,5 und damit deutlich unter dem historischen Durchschnitt von rund 15. Noch mehr als das KGV ist die Dividendenrendite ein Argument für bessere Kurse. Mit rund 3,5 Prozent ist sie fast siebenmal so hoch wie die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen. Auch andere fundamentale Daten sehen jetzt gut aus. Das gilt im übrigen für die meisten Weltbörsen, egal ob in den Industrie- oder den Schwellenländern.
Trotzdem ist ein sofortiger Kursaufschwung natürlich keineswegs sicher. Wir wissen aus der Vergangenheit, dass sehr günstige Bewertungen längere Zeit Bestand haben oder sogar noch günstiger werden können. Das wissen die verunsicherten Anleger und werden deshalb vorerst sehr vorsichtig agieren. Sie wollen, bevor sie wieder groß einsteigen, erst abwarten, ob der Verkaufsdruck nachlässt – und vor allem, ob sich die kritischen Entwicklungen zum Besseren wenden.
Bisher galt stets der ungewisse Zeitpunkt der ersten US-Zinserhöhung als entscheidend – aber das dürfte jetzt an Bedeutung verlieren. Da alle Welt weiss, dass sie bald kommen wird, hat sie an Schrecken verloren, da die Anleger genügend Zeit hatten, sich darauf vorzubereiten. Wichtiger wird deshalb sein, ob die Weltkonjunktur endlich ihre Abwärtstendenz beendet und Anzeichen für ein stärkeres Wachstum 2016 erscheinen.
Anleger sollten insbesondere darauf achten, ob Chinas Konjunktur die Kurve bekommt. Die Zinssenkungen Pekings, die regulatorischen Erleichterungen, die Steuerermäßigungen und Investitionsprogramme sprechen dafür, dass ganz langsam bessere Zeiten anstehen. Hier lohnt sich auch ein Blick auf die Rohstoffmärkte. Wenn sie ihre Talfahrt beenden, wäre das ebenfalls ein Signal dafür, dass China und die Weltwirtschaft insgesamt wieder auf die Beine kommen. Denn kaum eine Branche ist so konjunktursensitiv wie der Rohstoffbereich.
Wenn wir von den historischen Erfahrungen und der fundamentalen Entwicklung ausgehen, dann wird der Oktober zwar nochmals ein sehr unruhiger Monat – aber er könnte den diesjährigen Tiefpunkt markieren. Aufschwünge, die im Oktober starten, gehen meistens nahtlos in eine Jahresendrallye über und dauern weit in die nächsten Jahre hinein an.
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