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Freitagsfrage: Bringt das Ende der Ein-Kind-Politik Chinas Wachstum in Schwung?

Nach 36 Jahren gibt China seine viel kritisierte Ein-Kind-Politik auf und will künftig allen Elternpaaren zwei Sprösslinge genehmigen. Die Regierung erhofft sich davon Impulse für ein stärkeres und stabileres Wachstum. Wie stark wird dieser Effekt ausfallen – und wird er auch der Weltwirtschaft zugute kommen?

Als China 1969 die Ein-Kind-Politik beschloss, schien das dringend nötig, um die Bevölkerungsexplosion zu stoppen und das Wirtschaftswachstum und den gewaltigen Zustrom in die Städte in geordnete Bahnen zu lenken. Ohne diese Politik, so haben Experten berechnet, wäre die Einwohnerzahl in China heute um 300 bis 400 Millionen größer als die knapp 1,4 Billionen von 2014. Aber die Geburtenbeschränkung hat zunehmend negative Auswirkungen: China überaltert rasch und 2012 ging der Anteil der Menschen im arbeitsfähigen Alter erstmals zurück. Mit der neuen Zwei-Kind-Politik erwartet die Regierung jährlich zwischen 3 Millionen und acht Millionen zusätzliche Geburten – je nachdem, wie schnell die Paare auf die Erleichterung reagieren, oder wie viele sich überhaupt mehr Kinder leisten können angesichts der hohen Kosten.

Kurzfristig sind deshalb von der neuen Bevölkerungspolitik keine Wunderdinge zu erwarten. Aber sie sind ein wichtiger Baustein im Versuch Chinas, die Wirtschaft neu auszurichten: von der übertriebenen Exportorientierung auf eine Stärkung der Binnennachfrage.  Die Kommunistische Partei und die Regierung haben dazu auf dem Parteitag noch mehr Reformen beschlossen – und sie alle zusammen sollen das Riesenreich, unterstützt durch die jüngste Zinssenkung, wieder auf einen stärkeren Wachstumspfad zurückführen. Da jedoch die Verwerfungen aus der Boomphase nicht so leicht zu beseitigen sind, wird es noch dauern, bis China wieder Wachstumsraten von über sieben Prozent erzielt. Fürs erste gibt sich die Regierung mit 6,5 Prozent zufrieden.

Das Ende der Ein-Kind-Politik (für die es bisher schon viele Ausnahmen gab) ist deshalb auch ein Signal für den Willen der Regierung, die Transformation mit allen Mitteln zu beschleunigen und die Nachfrage im Inland anzukurbeln. Viele sehen im dem Schritt außerdem eine Vorbereitung auf einen zukünftigen völligen Verzicht der Geburtenbeschränkung.  Denn nur so lässt sich nach Berechnungen von Demographen ein Bevölkerungsrückgang in den nächsten Jahrzehnten vermeiden und ein Gleichgewicht zwischen den Generationen herstellen.

An der Shanghaier Börse haben, seitdem die Pläne der Regierung bekannt sind, die Hersteller von Babynahrung und anderen Kinderprodukten zum Teil deutlich zugelegt – und auch die Aktien westlicher Unternehmen wie Danone, Nestlé und Proctor & Gamble haben Rückenwind verspürt. Bis die neue Politik die ganze Breite des chinesischen Aktienmarkts erfasst und auch auf die Weltwirtschaft spürbar ausstrahlt, wird allerdings wohl noch einige Zeit vergehen. Aber zusammen mit den anderen vorgesehenen Reformen könnte es klappen, dass Chinas Wirtschaft 2016 die Wende schafft und den Niedergang der Wachstumsraten stoppt. Und das wäre auch ein starkes Signal für eine Erholung der Weltwirtschaft, und das würden die Börsen mit steigenden Aktienkursen begrüßen.

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