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Erst Inflationsgespenst jetzt Deflationsangst – zu Recht?

Die jüngste Zinssenkung der EZB, so sind sich einige Beobachter sicher, war der erste Schritt im Kampf gegen eine drohende Deflation. Doch steht Europa wirklich kurz vor einem ernst zu nehmenden Preisverfall für Waren und Dienstleistungen?

Eine „perverse Angst“ vor Inflation bescheinigte EZB-Chef Mario Draghi den Deutschen vor kurzem und rief damit einen Sturm der Entrüstung in einigen Medien aus. Und tatsächlich scheint die Angst vor Inflation weit übertrieben. Denn die Preise in Europa steigen immmer langsamer. Im Dezember schwächte sich die Inflationsrate in der Eurozone auf 0,8 Prozent ab, in Deutschland waren es im gesamt Jahr 2013 1,3 Prozent.

Anlass genug für viele Pessimisten jetzt ein noch schlimmeres Szenario an die Wand zu malen: die Deflation. So nennen Volkswirte Märkte, in denen die Preise konstant sinken. Das klingt erst einmal gut, hat aber fatale Folgen für die Gesamtwirtschaft: Weil alles nächste Woche noch billiger wird, schieben Unternehmen und Verbraucher Beschaffungen auf. Die Nachfrage sinkt. Unternehmen, die diesem Preiskampf nicht gewachsen sind, müssen Arbeiter entlassen oder gar schließen, wodurch die Nachfrage weiter sinkt – und so weiter.   

Anders als die Inflation ist Deflation mit geldpolitischen Mitteln nicht zu beherrschen. Denn eine Zentralbank kann zwar Kredite unattraktiv machen und so den Geldumlauf drosseln. Menschen zu mehr Kredit zu bewegen ist dagegen wesentlich schwerer. Wirksam sind allenfalls gigantische Konjunkturprogramme, die die Nachfrage stabilisieren, aber gleichzeitig die Staatsschulden gigantisch erhöhen.

Keine schönes Szenario also. Doch ist die Angst in Europa real? Ich denke nein. Erstens sorgten im vergangenen Jahr fallende Energiepreise für eine deutlichen Rückgang der Kosten. Ohne sie läge die Inflation in der Euro-Währungszone jetzt wohl nahe an der Ein-Prozent-Marke. Und das war zu erwarten. Denn zweitens haben viele Länder in der Währungszone ihre Nachfrage mit den Austeritätsprogrammen ganz massiv gedrosselt. Das drückt die Preise.

Drittens gilt aber vor allem: Ziel vieler Bemühungen war es auch, die Effizienzen der Volkswirtschaften zu steigern. Effizienter wirtschaften heißt aber auch kostengünstiger werden – sprich die Preise fallen. Für mich sind die niedrigen Inflationsraten also alles andere als eine Bedrohung. Sie sind vielmehr eines der Hoffnungszeichen, die in Europa in den letzten Monaten hier und da zu finden sind.

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