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Emerging Markets wackeln

Den höchsten Tagesverlust seit 2009 legte gestern die Börse in Schanghai hin: Minus 6,3 Prozent waren es am Schluss für den CSI300-Index. Die Anleger fürchten sich vor den Folgen einer Kreditklemme in China, die nun immer realer wird. Doch auch an den anderen Emerging Markets fallen seit einem Monat die Kurse: Russland, Indien, China, Lateinamerika – ist die Zeit der Emerging Markets vorbei?

Rund zehn Prozent in einem Monat verlor der MSCI-Emerging-Markets-Index. Und das, nachdem sich sein Stand seit der Krise 2008/2009 verdoppelt hatte. Denn die Emerging Markets galten lange als Hort der Stabilität. Nach der Finanzkrise war es ihr unverdrossenes Wachstum, das die Weltwirtschaft stabilisierte. Die Wachstumsprognosen der Experten fallen für die kommenden Jahre nicht wesentlich schlechter aus als bisher. Warum also brechen die Börsen ein?

Ganz einfach: Weil die jüngsten Ereignisse gezeigt haben, dass Wachstum nicht alles ist. Die meisten Regierungschefs in den Emerging Markets weisen zwar stolz auf ihre hohen Zuwachsraten hin, doch in vielen Ländern schwelen seit Jahren schwerwiegende Probleme – wirtschaftliche und politische. In den vergangenen Wochen sind einige von ihnen eskaliert.

In der Türkei ist es der Mangel an demokratischer Offenheit, der zu Massenprotesten und einer harschen Reaktion der Regierung führte. In China sind es die Menschenrechte und nun aktuell die Probleme der Geldpolitik, die das rasante Kreditwachstum und die Schattenbankenwirtschaft einbremsen muss, ohne die Konjunktur zu sehr zu drosseln. Und bei Brasiliens Massenprotesten geht es darum, dass das Wachstum eben nicht Armut und Ungleichheit beseitigt, sondern eher verstärkt hat.

Alles Herkulesaufgaben, die politisch nicht über Nacht zu lösen sind. Es geht überall um Veränderungen und immer besteht das Risiko einer Eskalation. Einige wie der türkische Ministerpräsident versuchen es gar mir Konfrontation. Für Investoren heißt das: genau hinsehen. Attraktive Märkte sind jene, in denen auch die Regierungen angemessen auf die Probleme reagieren.

Korruptionsbekämpfung, der Aufbau von Zivilgesellschaften und Armutsbekämpfung heißen die Parameter, die den langfristigen Erfolg der Börsen dort in Zukunft wesentlich mitbestimmen dürften. Und das finde ich persönlich sehr erfreulich.

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AuslandPolitik
1Kommentar
  1. Sehr guter Artikel.
    Das M&A-Geschäft mit den Emerging Markets in der Erholungsphase von dem schweren Einbruch 2011. Doch die M&A-Deals mit Unternehmen in China und Russland boomen. Und die deutschen Unternehmen schauen sich das muntere Treiben immer noch von der Seitenlinie aus an. [Quelle: finance-magazin.de/strategie-effizienz/ma/ma-deals-in-emerging-markets-deutsche-schauen-zu/ ]
    Mal sehen, wann hier mit gemischt wird. Doch das M&A-Geschäft mit den Schwellenländern wächst nur deshalb, weil die M&A-Deals größer werden.

    Gruß,
    W.

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