Eine neue Steuermoral erfasst Deutschland – gut so!

Uli Hoeneß und kein Ende. Nach unzähligen Schlagzeilen und einigen Talkshows im Fernsehen mag die Empörung nicht abflauen. Beim Thema Steuerhinterziehung werden unsere Köpfe wohl auf immer das Bild von Uli Hoeneß assoziieren. Dabei ist Hoeneß natürlich nicht der erste Prominente, der ins Visier der Fahnder gerät.

Doch früher verbuchte die Öffentlichkeit solche Delikte eher als … naja eben nicht so wirklich kriminell und daher nicht so bemerkenswert. Oder fallen Ihnen auf Anhieb drei pominente verurteilte Steuerhinterzieher der letzten Jahrzehnte ein?

Nun, da waren Postchef Klaus Zumwinkel, Tennisstar Boris Becker, Peter Graf, Papa und Manager von ebenfalls Tennisstar Steffie Graf, Springreiter und Unternehmer Paul Schockemöhle, Schlagersänger Patrick Lindner, sein Kollege Freddy Quinn und und und… All diese Fälle sorgten zwar für Wirbel, wurden aber eher in der Kategorie „Vermischtes“ in den Zeitungen abgehandelt. Und Politikeraussagen dazu gab es so gut wie keine. Was ist diesmal anders?

Nun zum einen war Uli Hoeneß für viele Menschen ein moralisches Vorbild – da ist die Ent-Täuschung besonders groß. Doch sein Fall trifft auch einen Nerv der Zeit. Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Steuerhinterziehung genau das selbe ist wie Versicherungsbetrug, Bilanzfälschung oder andere Finanzdelikte: Ein krimineller Akt, der dem Täter einen finanziellen Vorteil verschaffen soll. Zu Lasten aller. In Zeiten, in denen die Staatskassen klamm sind und die Einkommens- und Vermögensschere weltweit immer weiter auseinander geht, wollen die Bürger nicht mehr hinnehmen, dass sich die Reichen aus der Solidargemeinschaft verabschieden.

Das wird auf längere Sicht wirtschaftliche Auswirkungen für einige Branchen und Länder haben: Die Banken werden sich zunehmend vom lukrativen Geschäft der Beihilfe zur Steuerhinterziehung verabschieden müssen und der Druck auf die Politik wächst, sinnvolle Maßnahmen gegen Steueroasen sowie legale Verschiebung zu finden. Der Standortvorteil „Bankgeheimnis“ wird über kurz oder lang fallen – wie zuletzt in Luxemburg.

Das Geschäftsmodell einiger Länder wird daher Kratzer abbekommen oder gar ins Wanken geraten, wie mit dem spektakulären Zusammenbruch auf Zypern. Gut so. Denn die Vorteile, die ein freier Waren- und Kapitalverkehr für alle bringen kann, entsteht nur, wenn die Spielregeln für alle gleich sind. Darauf scheinen sich nun endlich wieder einige zu besinnen.