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Dispozinsen – Kommt die gesetzliche Zins-Bremse?

Die SPD wäre dafür, die Unionsfraktionen sperren sich – noch ist offen, ob es einen gesetzlich verordneten Deckel für die Höhe der Dispozinsen auf Girokonten geben wird. Verbraucher sind allerdings gut beraten, den Dispo ohnehin möglichst zu meiden – und bei Kreditbedarf deutlich günstigere Varianten wie Ratenkredite zu wählen.

Der Dispokredit ist wie Taxifahren – zumindest nach Ansicht der Sparkassen. Jemandem, dessen Konto gerade bis zum Anschlag im Minus steckt, wird der Vergleich vielleicht sauer aufstoßen, da er jeden Euro umdrehen muss und gar nicht auf die Idee käme, Taxi zu fahren. Die Sparkassen sehen jedoch darin Parallelen: „Eine Taxi-Fahrt ist ähnlich wie der Dispositionskredit eine Dienstleistung für besondere Situationen“, schreiben sie in einem Standpunktbeitrag zum Thema. „Dafür nimmt der Fahrgast im Vergleich zum öffentlichen Nahverkehr wesentlich höhere Kosten in Kauf.“ Daher sei klar, dass der Dispo nur in Ausnahmefällen und kurzfristig genutzt werden sollte, weil man sich sonst finanziell schnell überfordern könne.

Stimmt – und es stimmt gewiss auch, dass viele Verbraucher in Deutschland noch immer sorglos ihr Konto mal ins Minus rutschen lassen – und sich dann beim nächsten Kontoauszug verwundert die Augen reiben, dass die Überziehung so teuer ist. Womit man mal wieder beim Mega-Thema finanzielle Allgemeinbildung wäre, um die es in Deutschland laut immer wiederkehrender Umfragen nicht gerade gut bestellt ist, aber das ich an dieser Stelle nicht vertiefen möchte.

Es stimmt aber auch, dass die Banken bei wohl keinem Marktzins so irre weit auseinander liegen wie beim Dispo – und sich so weit von den EZB-Leitzinssätzen entfernen: Der durchschnittliche Dispo-Zins verharrt noch immer knapp unter elf Prozent, wie der Index des Verbraucherportals biallo.de zeigt – und das in Zeiten von rekordtiefen Zinsen der Europäischen Zentralbank, die den Banken prinzipiell besonders günstige Refinanzierungsmöglichkeiten verschaffen.

Allerdings weisen die Banken darauf hin, dass die Kosten für den Dispokredit höher seien als bei anderen Kreditarten, da die dafür notwendige Liquidität langfristig am Kapitalmarkt beschafft werden müsste. Auch müsste für den gesamten Kreditrahmen eines Dispokredits Eigenkapital der Bank hinterlegt werden. All das mache einen Dispokredit für die Banken nicht so billig, wie es vielleicht den Anschein habe.

Das mag zwar alles stimmen – trotzdem erklärt es nicht, warum manche Banken wie etwa die Deutsche Skatbank mit 5,25 Prozent Dispozins hinkommen, andere wie die Targobank hingegen 13,99 Prozent brauchen. Und bei geduldeten Überziehungen über den Dispo-Rahmen hinaus wird es noch teurer, da erinnern die Zinssätze mancher Häuser an die von Kreditwucherern. Von Effizienzvorteilen bei größeren Banken kann offenbar hier nicht unbedingt die Rede sein.

Noch ärgerlicher wird es, wenn manche Banken es gar nicht für nötig befinden, über die Höhe ihrer Dispozinsen zu informieren – weder im Internet, noch im Preisaushang der Filiale (auch wenn ich mich frage, wer heutzutage noch Lust und Zeit hat, in eine Filiale zu laufen, um nach der Höhe der Dispozinsen zu gucken), wie etwa Finanztest herausgefunden hat.

Fakt ist: Mehr Transparenz tut dringend Not, Banken sollten gehalten sein, ihre Dispozinsen jederzeit im Internet abrufbar zu halten – damit Verbraucher informiert sind und notfalls mit den Füßen abstimmen können. Die Einführung einer gesetzlichen Zinsbremse kann eine wirksame Drohkulisse sein, aber wäre mir der Regulierung zuviel – und würde das Grundthema, dass viel zu viele Verbraucher von Überschuldung bedroht sind, nicht wirklich lösen. Aufklärung schon in der Schule tut hier Not. Und die Banken sollten vielleicht bei der Einräumung eines – für sie oftmals gewiss sehr einträglichen – Dispokredits viel weniger freigiebig sein und die Leute auch über andere, günstigere Kreditformen besser beraten und aufklären.

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