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Die Schwäche der Emerging Markets wird sich noch verstärken

BRIC: Die Abkürzung für die vier großen Emerging Markets Brasilien, Russland, Indien und China galt einst als Synonym für große, schnell wachsende Volkswirtschaften. Doch die Konjunktur in allen vier Ländern läuft schwach  – mit ganz verschiedenen Ursachen und großen Folgen für die Weltwirtschaft.

Die schlechten Nachrichten aus den Emerging Markets reißen nicht ab: Nun gerät auch Indiens Konjunktur unter Druck. Zwar wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal noch um 7 Prozent. Das war aber weniger als erwartet. Viel schlechter sieht es in den anderen großen Ländern aus. Russland, Brasilien und China machen Anlegern derzeit große Sorgen, denn als große Absatzmärkte wird eine Schwäche dort gleich die ganze Weltwirtschaft beeinträchtigen.

Dabei kämpft jedes Land mit ganz eigenen Problemen. Russland leidet unter den Sanktionen, die im Zusammenhang mit den Kämpfen in der Ostukraine verhängt wurden, und natürlich unter den niedrigen Öl- und Gaspreisen. Denn immer noch ist es nicht gelungen, die russische Wirtschaft von den Energieexporten unabhängiger zu machen. Vor wenigen Tagen erklärte der Wirtschaftminister, die Rezession werden noch ein wenig stärker ausfallen als erwartet. 3,3 Prozent soll die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr zurückgehen.

Eine Rezession muss auch Brasilien hinnehmen. Auch dieses Land ist vom Ölpreis abhängig und kämpft zusätzlich mit Strukturproblemen wie hoher Arbeitslosigkeit, Korruption und steigender Inflation. Und China macht Anleger nicht nur wegen des Crashs am Aktienmarkt Sorgen. Hier ist das Wachstumspotential wohl allmählich ausgeschöpft, ein Strukturwandel bisher nicht erfolgreich. Die Wachstumsraten der Indikatoren aus der Industrie und dem Außenhandel lagen zuletzt deutlich unter den angestrebten 7 Prozent.

Die Regierungen der BRIC-Länder sehen die Krise schon eine Weile kommen, doch bisher wirken die Maßnahmen dagegen eher hilflos: Heute reagierte Brasilien und kündigte Milliarden schwere
Kürzungen der öffentlichen Ausgaben an, die die Konjunktur aber zunächst
einmal zusätzlich belasten werden. In China werden Unsummen für Konjunkturprogramme und die Stützung des Aktienmarktes ausgegeben. Und überall versuchen die Zentralbanken, mit niedrigen Zinsen die Wirtschaft anzukurbeln.

Das alles sind vielleicht geeignete Notmaßnahmen, die grundlegenden Probleme werden so nicht beseitigt. Denn nach Jahrzehnten eines sagenhaften Aufstiegs in den meisten Emerging Markets sind Überkapazitäten entstanden, Innovationen vernachlässigt worden und notwendige Reformen verschlafen worden.

Bislang ist wenig bis kein Reformeifer zu sehen. Wie immer scheinen die Politiker erst dann durchzugreifen, wenn es richtig schlecht läuft. Doch anscheinend läuft es noch nicht schlecht genug. Noch, denn die Zeichen stehen auf einen weiteren Abschwung. Auch weil die absehbare Leitzinserhöhung in den USA die Attraktivität der Emerging Marktes für Kapitalanleger weiter verringert und somit Investitionen und Wachstum weiter bremsen wird.

Exporteure und Anleger haben also allen Grund, die politische und wirtschaftliche Entwicklung weiter zu verfolgen. Ein Indikator für die Ernsthaftigkeit der Politik könnte die Bekämpfung der Korruption sein. Sie ist in allen BRIC Staaten ein großes Problem, das die Entwicklung nachhaltig beieinträchtig. Trauen sich die Regierenden hier ernsthaft heran, könnte das ein Wende markieren.

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