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Freitagsfrage: Was hat der Euro mit dem Wachstum der Mitgliedstaaten zu tun?

Viel bis sehr viel. Denn die Währung eines Landes bestimmt den Preis seiner Produkte auf dem Weltmarkt. Wir kennen das alle von Auslandsreisen: Wenn man eine Periode mit günstigen Wechselkursen erwischt, ist alles im Zielland plötzlich billig – und man erwischt sich dabei, häufiger auf Shopping-Tour gewesen zu sein, als einem lieb ist. Die Nachfrage nach den Gütern dieses Landes steigt und damit auch das Wachstum. Bei freien Wechselkursen gibt es diesen Vorteil theoretisch nicht, denn der Wechselkurs eines starken Landes wird so weit steigen, bis der Vorteil dahin ist. Doch innerhalb der Eurozone fällt dieses Anpassungsinstrument weg. Und Deutschland exportiert wie wild, die Partner sind sauer und geraten zunehmend in Schwierigkeiten. Sind die Länder also mit falschen Kursen in den Euro gegangen?

Nein, denn vor zehn Jahren waren die Kurse mehr oder weniger korrekt. Doch in der Zwischenzeit haben sich die Volkswirtschaften unterschiedlich entwickelt: Deutschland ist wesentlich wettbewerbsfähiger geworden, andere Länder wie Frankreich oder speziell Griechenland sind zurückgefallen. Das liegt viel an der Haushalts- und Lohnpolitik dieser Länder, aber auch an der Fähigkeit der Unternehmen Kosten zu kürzen und Innovationen einzuführen.

Deutschland exportiert also viel, die anderen Länder kommen weniger zum Zug und in Schwierigkeiten. Und beschweren sich jetzt, wie Frankreichs Handelsministerin Christine Lagarde. Sie fordert Deutschland auf, die Steuern zu senken, damit hierzulande mehr konsumiert wird – zum Beipiel französischer Käse und Wein.

Tatsächlich sind Handelsungleichgewichte eines der größten Probleme fester Wechselkurse. Die US-Amerikaner können in Bezug auf China ein langes Lied davon singen. Denn China hält seine Währung seit Jahrzehnten künstlich schwach und verdankt einen großen Teil seines Aufstiegs zur Exportweltmacht dieser Tatsache. Während die USA ihren Handelspartner China aber zumindest unter Druck setzten können, den Wechselkurs anzupassen (und vermutlich damit recht bald Erfolg haben werden), geht das in der Eurozone nicht.

Hier muss die Anpassung innerhalb den jeweiligen Volkwirtschaften erfolgen – und genau das wollten die Erfinder des Euro. Länder wie Frankreich, aber vor allem die schwachen PIIGS-Länder, müssen ihre Wirtschaften auf Vordermann bringen, Deutschland allerdings auch seinen Teil beitragen und tatsächlich für mehr Binnennachfrage sorgen. Denn schließlich haben unter dem Strich alle sehr viel vom Euro: Deutschland als Exportland die Währungssicherheit und inzwischen einen Wettbewerbsvorteil, die anderen Länder eine starke Währung, die ihnen den günstigen Zugang zu Kapital verschafft. Und die Sicherheit – siehe Griechenland -, dass die anderen Länder in schlechten Zeiten zwar murren, sie aber nicht fallen lassen.

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