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Freitagsfrage: Spekulation – was bedeutet das eigentlich?

Für Regierungschef Giorgos Papandreou waren die Schuldigen schnell gefunden: „Griechenland steht im Zentrum eines beispiellosen spekulativen Angriffs“, jammerte er. Dabei vergass er aber darauf hinzuweisen, dass die hellenische Finanzkrise ihre Ursache in einer beispiellosen Verschuldungsorgie des Staates hat. Derartige Schuldzuweisungen an Spekulanten sind alles andere als überraschend. Fast immer, wenn irgendwo an den Finanz-, Rohstoff oder Immobilienmärkten Turbulenzen auftreten, stehen sie am Pranger. Was aber ist eigentlich Spekulation?

Vom griechischen Wortsinn her bedeutet es, etwas aus der Ferne zu erspähen. Auf die Wirtschaftswelt übertragen heißt das, sich Gedanken über die Zukunft zu machen und entsprechend zu handeln. So gesehen ist jede unternehmerische Investition auch spekulativ, da sie auf unsicheren Erwartungen basiert. Wer Spekulation sagt, meint aber damit in der Regel nicht Firmeninvestitionen und auch nicht langfristige Anlageentscheidungen – beispielsweise in Aktien oder Immobilien – sondern kurzfristige Finanztransaktionen. Hier versuchen die Spekulanten, von kurzfristigen Preisänderungen zu profitieren, sowohl nach oben (auf Hausse spekulieren) als auch nach unten (auf Baisse wetten). Das geschieht überwiegend nicht mehr direkt über den Kauf von Aktien oder Rohstoffen, sondern indirekt über Derivate wie Optionen, Termingeschäfte und Zertifikate. Da dort der Kapitaleinsatz nur einen Bruchteil der Preise für die Basisanlagen beträgt, kann mit relativ wenig Geld viel bewegt werden.

Ausgangspunkt von Spekulationen wie denen gegen Griechenland und damit den Euro sind in der Regel fundamentale Überlegungen. In dem Fall war es das Bekanntwerden der horrenden hellenischen Haushaltsdefizite und der jahrelangen Betrügereien zuvor. Brisant wird eine Spekulation erst dann, wenn immer mehr auf den fahrenden Preiszug aufspringen und die anfänglich durchaus sinnvolle Preisbewegung so verstärken, dass Übertreibungen entstehen bis hin zu Blasen. Beispiele sind die Neue-Markt-Euphorie Ende der 1990er Jahre oder die Ölpreisspekulation 2007/2008. Der zunehmende Einsatz computergestützter Handelssysteme vergrößert die Preisauschläge in der Regel zusätzlich.

Treibende Kräfte von Spekulationen sind selten Privatanleger – der Neue Markt und wertlose Penny-Stocks sind Ausnahmen – sondern institutionelle Investoren. Hier haben vor allem Hedge Fonds einen schlechten Ruf, weil sie auf nahezu alle möglichen Preisbewegungen riesige Wetteinsätze platzieren und damit die Märkte schnell in Übertreibungsphasen manövrieren können. Deshalb versuchen die Regierungen, in diesem Segment die Kontrollen und Regulierungen so zu verstärken, dass Preissprünge gedämft und Blasen verhindert werden. Allerdings müssen sie dabei aufpassen, die Vorteile der Spekulation zu bewahren. Denn sie bedeutet auch, dass risikobereite Spekulanten die Risiken von anderen Marktteilnehmern auf der Gegenseite der Transaktionen – beispielsweise Unternehmen (Devisenabsicherung) und Langfristanleger – übernehmen. Zudem sorgt die Spekulation für eine bessere Markttiefe, so dass Käufe und Verkäufe jederzeit zu relativ niedrigen Kosten ausgeführt werden können.

Übrigens gibt es, um beim aktuellen Fall zu bleiben, nicht nur Spekulationen gegen Griechenland. Manche Anleger halten die Preisabschläge für hellenische Anleihen inzwischen für so übertrieben groß, dass sie auf eine Erholung der Kurse spekulieren. Sie wetten also darauf, dass Euroland die Griechen nicht Pleite gehen lässt – oder dass Athen selbst den Weg aus der Krise findet.

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