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Die Angst vor Inflation geht um – zu Recht?

Am Montag, den 30.8.2021, werden die Börsianer gespannt auf eine Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes warten: die jüngsten Daten zur Inflation. 4,2 Prozent – so hoch werden die vorläufigen Berechnungen für Juli 2021 ausfallen, schätzen Experten. Und das wäre tatsächlich so viel wie seit einigen Jahrzehnten nicht mehr.

Egal, ob es ein bisschen weniger oder gar mehr wird. Klar ist: Die Daten zu den Verbraucherpreisen in Deutschland sprechen eine deutliche Sprache. Die Inflation ist wieder da. Für den Aktienmarkt ist das eine schlechte Nachricht. Sollte sich der Trend verfestigen, müsste die Notenbank früher von der Nullzinspolitik abrücken als ihr und allen Aktionären lieb ist. Denn die expansive Geldpolitik gilt als einer der wichtigsten Treiber der Börsenhausse.

Basiseffekte lassen Preise steigen

Kein Grund zur Panik meinen allerdings einige Beobachter, die glauben, dass die hohen Zahlen schon bald wieder Geschichte sein werden. Sie sprechen von einem Basiseffekt. In ihrer Sicht sind die aktuellen Raten nichts weiter als eine Normalisierung. Denn der Inflationsschub ist einfach nur eine Gegenreaktion auf die Krise vor genau einem Jahr.

Im Sommer 2020 hatte die Corona Krise dafür gesorgt, dass vieles besonders billig war. Zum einem, weil die Nachfrage geringer ausfiel als in normalen Zeiten und damit die Preise – allen voran für Energie und Öl – niedriger waren als lange. Zum anderen, weil die Regierung mit einer vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer für einen Rückgang der Verbraucherpreise gesorgt hatte. Dazu kommt noch die neu eingeführte CO2-Steuer, die Energie und Kraftstoffe in diesem Jahr zusätzlich verteuert.

Im Zwei-Jahres-Vergleich ist die Inflation noch moderat

Eine These, die sich durch den Zwei-Jahres-Vergleich gut untermauern lässt. Gegenüber Juni 2019 lagen die Preise im Juni 2021 gerade einmal um 3,3 Prozent höher. Das wären eine jährliche Inflationsrate deutlich unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent.

Kein Grund zur Panik, also? Jein, denn einige Entwicklungen an der Preisfront sprechen doch dafür, dass die Inflation weiter an Fahrt aufnimmt. Der Preisdruck kommt nämlich nicht nur von höheren Steuern und mehr Nachfrage. Er kommt auch von der Angebotsseite – und das ist gefährlich.

Corona und Knappheit treiben die Inflation

Vieles ist knapp im Jahr 2021: Energie, aber auch Baustoffe, Metalle, Vorprodukte – und vielerorts Arbeitskräfte. Ein Blick auf die Erzeugerpreise zeigt das: Die stiegen im Juli 2021 um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Hersteller von Energie verlangten gut 20 Prozent mehr für ihre Produkte.

Die Preise vieler Verbrauchs-, Gebrauchs- oder Investitionsgüter stiegen zwar nur moderat um 1,8 bis 2,2 Prozent. Aber: Vorleistungsgüter wurden sprunghaft teurer. Um sage und schreibe 15,6 Prozent. Das wird in die Produktionskette sickern und die Preise aller Güter und Dienstleistungen hochtreiben. Und damit letztendlich auch die Verbraucherpreise.

Dazu kommt, dass die Corona-Krise noch lange nicht ausgestanden ist. Neue Wellen könnten weiter für eine Unterbrechung der Lieferketten sorgen – wie jüngst die Schließung eines wichtigen Hafenterminals in China. Das bewirkt eine weitere Verknappung von Gütern, die dann teurer werden.

Eine Lohn-Preis-Spirale droht

Das ist weltweit zu spüren. Auch in Ländern, die keinen Basiseffekt wegen einer Mehrwertsteuersenkung oder ähnlichem verzeichneten, steigt die Inflation. Wie zuletzt in den USA, wo die Inflation im Juli auf 5,4 Prozent kletterte.

Gefährlich wird es, sobald Arbeitnehmer und Gewerkschaften angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten höhere Löhne und Gehälter durchsetzen. Dass müssen nicht unbedingt nur großzügige Tarifabschlüsse sein. Auch die Lohndrift – also die Leistungen, die Arbeitsgeber freiwillig über Tarif bezahlen, um Arbeitnehmer zu binden – könnte spürbar steigen. Dann droht eine Lohn-Preis-Spirale – und damit wären die Notenbanken zum Handeln gezwungen.

Ob es so kommt, hängt unter anderem auch vom weiteren Verlauf der Corona Krise ab. Klar ist aber eines: Die Zeiten, in denen Börsianer entspannt auf die Unterstützung der Börsen durch niedrige Zinsen und Inflation setzen können, sind vermutlich erst einmal vorbei.

 

Foto:  Josh Appel on Unsplash

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