Amerikas Botschafter in Berlin ließ keine Zweifel: Kanzlerin Merkel habe Donald Trump versprochen, den USA künftig mehr Flüssiggas (LNG) abzukaufen. Das ist zwar deutlich teurer als Erdgas aus russischen oder norwegischen Pipelines – aber vermutlich kann die Regierung nur dadurch verhindern, dass die USA mit harten Sanktionen gegen europäische Unternehmen den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 unmöglich machen.
Botschafter Grenell und Vize-Energieminister Brouilette haben vorige Woche in einer Werbetour bei Medien und Energieexperten darauf gedrungen, dass Deutschland schnellstmöglich den Bau eines LNG-Terminals angeht, und ihn und weit vor der bisher geplanten Fertigstellung 2022 beendet. Beide Politiker machten auch klar, dass sie dafür staatliche Hilfen erwarten. Andere EU-Staaten haben bereits LNG-Terminals gebaut oder bauen neue, und dafür streichen sie von der EU hohe Fördermittel ein. Aber ohne deutsches Terminal werden die USA den europäischen Energiemarkt nicht so leicht in den Griff bekommen. Deshalb der immense Druck der Trump-Regierung.
Was aber ist mit den Kosten? Die Schätzungen liegen bei derzeit 20 bis 50 Prozent höheren Preisen für Flüssiggas, das aus den USA per Schiff transportiert und im Terminal dann wieder zu Erdgas verarbeitet wird. Botschafter Grenell versprach zwar, dass die Preise für LNG zügig gesenkt werden sollen, weil die Fördertechnik in den USA – vor allem beim umstrittenen Fracking – Fortschritte mache. Aber sicher ist das natürlich noch lange nicht.
Da Kanzlerin Merkel anscheinend Trumps Erpressung nachgegeben und die Abnahme von zusätzlichem US-Füssiggas versprochen hat, lässt sich das Geschäft kaum noch aufhalten. Die Bundesregierung sollte aber wenigstens so klug verhandeln, dass sie offizielle Zusagen erst macht und den Terminal-Bau erst genehmigt, wenn die Sanktionsdrohungen gegen Nord Stream 2 vom Tisch sind. Dann hätte sie das Beste aus der vertrackten Situation gemacht.
Denn die Bundesnetzagentur hat mit verschiedenen Szenarien berechnet, dass der Bau von Nord Stream 2 die Gaspreise in Europa insgesamt drücken werde, vor allem, wenn gleichzeitig auch noch mehr LNG angeliefert wird. Die EU könne durch die russische Gasleitung pro Jahr knapp acht Milliarden Euro an Energiekosten sparen, bei stark steigenden US-LNG-Exporten sogar zwei- bis dreimal soviel. Derartig hohe Kosteneinsparungen sind es wert, dass die Regierung hart mit dem „Deal-Maker“ Trump verhandelt und seinem America First ein Europe First entgegensetzt.
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