Das Treffen am Wochenende von OPEC-Staaten und einigen nicht dem Kartell angehörenden Ölförderländern hat die Erwartungen vieler Ölmarktteilnehmer enttäuscht – und prompt rutschte der Ölpreis weiter ab. Bei den aktuell gut 50 Dollar je Barrel Nordseeöl Brent aber könnte eine Bodenbildung mit anschließendem Preisanstieg erfolgen.
Die Konferenz von 11 Förderländern war eigentlich auf gutem Weg, die im Dezember 2016 beschlossene gemeinsame Produktionskürzung über den Juni hinaus bis Ende 2017 zu verlängern. Da aber im Schlußkommuniqé von dieser Absicht plötzlich keine Rede mehr war sondern nur vereinbart wurde, im April darüber zu beschließen, reagierten die Märkte sauer und drückte den Ölpreis kurzfristig auf 50 Dollar. Von den Spitzenpreisen von über 57 Dollar, die noch zum Jahreswechsel erreicht worden waren, bedeutet das einen Rutsch um 12 %.
Trotz der ausgebliebenen Einigung am Wochenende aber stehen die Chancen für eine Stabilisierung des Preisniveaus mit anschließenden Wiederanstieg gar nicht so schlecht. Denn langsam sickert durch, dass es anscheinend vor allem deshalb keine offizielle Einigung gab, weil nicht alle Konferenzteilnehmer befugt waren, eine derart weitreichende Entscheidung zu treffen. Im Prinzip sind die meisten OPEC-Staaten und Nicht-Kartell-Mitglieder unter Führung Russlands aber wohl entschlossen, die Förderkürzung um täglich 1,8 Millionen Barrel zu verlängern, auch wenn noch um Details gestritten wird.
Das würde dem Ölpreis wieder auf die Beine helfen. Zumal die Kürzungsbeschlüsse vom Dezember noch gar nicht ganz ausgeführt sind. So hat Russland damals bereits erklärt, die vom größten Ölförderland der Welt versprochenen 300 000 Barrel bis Ende April zu erreichen. Bisher hat Moskau planmäßig erst 200 000 Barrel weniger gefördert. Auch einige andere Staaten wie der Irak müssen noch ihre Produktion zurückfahren, so dass in den nächsten Wochen das Angebot von OPEC + Co. „automatisch“ sinken sollte.
Dass die Ölschwemme seit Jahresbeginn trotz der Kürzungen eher zu- als abgenommen und den Preis gedrückt hat, liegt vor allem daran, dass die US-Fracker, die viele Bohrtürme stillgelegt hatten, bei den höheren Preisen wieder verstärkt fördern – um 500 000 Barrel pro Tag mehr seit dem Tiefstand. Da gleichzeitig in den ersten Monaten des Jahres die vorgeschriebenen Wartungen in den Raffinerien vorgenommen werden, hat auch von der Verarbeitungsseite die Nachfrage zeitweise gelitten. Das dürfte sich nun aber ändern, weil die Wartungsarbeiten im April üblicherweise abgeschlossen sind und die Raffinerien dann wieder deutlich mehr Rohöl verarbeiten. Und nicht zuletzt nimmt die Konjunktur weltweit Fahrt auf und vergrößert damit die Nachfrage nach Rohöl
In zweiten Quartal dürfte deshalb die Ölschwemme, zu der auch die weltweit recht hohen Lagerbestände beitragen, nach und nach abgebaut werden, so dass wieder Raum für Preiserhöhungen besteht. Allerdings wohl nur, wenn die OPEC und die anderen Förderländer die Produktionskürzungen tatsächlich um ein halbes Jahr verlängern.
Ja. Der Ölpreis könnte steigen. Vielleicht. Allerdings stehen auch etliche Gründe dagegen.
-Alternative Energiequellen drängen in den Markt.
-Motoren werden energieeffizienter
-In Alaska wurde ein riesiges Ölvorkommen entdeckt.
-Die Konjunktur könnte einbrechen
-Die Förderländer könnten sich nicht auf weitere Produktionskürzungen einigen.
So, mehr fällt mir auf die Schnelle auch nicht ein.
Markus ( der-5-minuten-blog.de )