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Der große Zinsschub bei Bonds bleibt (noch) aus

Ist das am Wochenende vereinbarte riesige Hilfspaket für Griechenland das Signal für eine Zinswende an den Anleihenmärkten? Diese Frage stellen sich nach dem heutigen Kursrückgang (der höhere Renditen bedeutet) von Bundesanleihen vor allem diejenigen Anleger, die schon seit dem schleichenden Renditeanstieg am US-Bondmarkt ins Grübeln geraten waren. Aber wie es aussieht, ist eine dramatische Zinswende noch nicht in Sicht.

Wie stark das Aufatmen an den Kapitalmärkten nach der festgezurrten Griechen-Hilfe war, lässt sich an der Entwicklung für die Hellenen-Bonds ablesen: Die Rendite zweijährigen Anleihen sackte um sage und schreibe eineinhalb Prozentpunkte ab, die der zehnjährigen um rund 0,6 Prozentpunkte. Anleger, die vor dem Wochenende auf das Rettungspaket gewettet hatten, können also schöne Gewinne einstreichen. Umgekehrt lief es bei deutschen und amerikanischen Bundesanleihen, die bisher als vermeintlich sicherste Häfen einen erheblichen Teil der Fluchtgelder absorbiert hatten. Deren Renditen zogen an, allerdings lange nicht so dramatisch.

Bond-Pessimisten erwarten nun, dass nach der Griechen-Hilfe eine Normalisierung eintritt, also nicht mehr so sehr politische Faktoren die Zinshöhen bestimmen werden, sondern wirtschaftliche. Und da sehen sie aus zwei Gründen die Renditewende nach oben voraus: Erstens, weil sich die Konjunktur weltweit wesentlich besser  entwickelt als bisher erwartet. Das werde zu einer anziehenden Kreditnachfrage führen. Zweitens wegen der längerfristigen Inflationsfurcht, die durch die Niedrigzinspolitik und die enormen Staatsschulden genährt wird und die Anleger zu höheren Renditeforderungen veranlassen werde.

Beide Argumente sind zwar im Kern richtig, aber ob sie jetzt schon die Zinswende einläuten, bezweifle ich. Das Kreditpaket für Athen bringt den Hellenen nur einen Aufschub, die Krise ist damit noch nicht ausgestanden. Vielmehr muss das Land in der Zeit, in der die EU- und IWF-Kreditangebote gelten, den Staatshaushalt sanieren. Und das wird schmerzhaft. Ähnliches, wenngleich nicht ganz so happig, droht auch Spanien, Portugal und Italien. Irland ist auf dem Weg schon ein Stück voraus. In dieser Phase, in der quasi die Hälfte von Euroland mit einer restriktiven Haushaltspolitik leben muss, sind der EZB mindestens bis Ende des Jahres die Hände gebunden, sie kann also vorerst nicht an der Leitzinsschraube drehen. Das würde die Sparanstrengungen konterkarieren. Die Kurzfristzinsen werden also niedrig bleiben, und das engt den Spielraum für höhere Anleihenrenditen sehr stark ein.

Wie aber sieht es beim Zinsanführer USA aus? Dort sind die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen seit dem Jahreswechsel schon gestiegen – um einen halben Prozentpunkt – und streben auf die Vier-Prozent-Marke zu. In Deutschland dagegen sind sie erst jetzt von gut drei auf 3,2 Prozent geklettert. Dieser Unterschied spiegelt die stärkere Konjunktur in den USA wider. Aber auch jenseits des Atlantik wachsen die Renditebäume noch nicht in den Himmel – vor allem, weil die Notenbank ihre Leitzinsen so lange nahe Null halten wird, bis der Arbeitsmarkt aus dem Gröbsten heraus ist.

Das wahrscheinlichste Szenario ist deshalb nach meiner Ansicht, dass die Renditen von deutschen Staatsanleihen zunächst leicht klettern werden, weil ein Teil der Fluchtgelder in höher verzinste Bonds abfließen wird. Der große Umschwung aber ist das ebensowenig wie in den USA. Der kommt erst, wenn das Ende der Niedrigstzinspolitik der Notenbanken in Sicht ist. Dann aber drohen in der Tat deutlich höhere Anleihenrenditen – und damit Kursverluste vor allem bei länger laufenden Bonds.

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