Ziemlich geräuschlos ist gestern der Aufstieg der ersten deutschen Immobilienaktie in den DAX vonstatten gegangen. Vonovia, wie die ehemalige Deutsche Annington jetzt heißt, wird aber den gesamten Bereich der deutschen Immobilienaktien zunehmend ins Blickfeld rücken. Zumal auch Konkurrenten von Vonovia nach Größe streben und vielleicht schon bald einen zweiten Titel in den DAX schicken könnten.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Industriestaaten haben Immobilienaktien in Deutschland bis vor zehn Jahren ein kümmerliches Dasein gefristet. Um so bemerkenswerter ist der Aufstieg von Vonovia in den DAX – sowie die wachsende Zahl von Unternehmen im MDAX und SDAX. Und nach dem jüngsten Plan einer Fusion der beiden MDAX-Werte Deutsche Wohnen und LEG Immobilien steht möglicherweise schon die nächste Immobilienaktie in den Startlöchern für einen DAX-Aufstieg.
Die beiden zusammen sind zwar mit 250 000 Wohnungen noch deutlich kleiner als Vonovia mit 350 000, aber die Deutsche Wohnen wendet die gleiche Strategie wie der DAX-Neuling an: Wachsen durch Zukäufe. Bei Vonovia hat erst die Übernahme des großen Wettbewerbers Gagfah die DAX-Mitgliedschaft ermöglicht – und wenn sich die Deutsche Wohnen nach der LEG noch weitere regionale Immobiliengesellschaften einverleibt, ist die nötige Größe und Marktkapitalisierung keine Utopie mehr.
Klar ist jetzt schon, dass Immobilienaktien in Deutschland den lange bevorzugten offenen und geschlossenen Immobilienfonds das Wasser abgraben. Die beiden Fonds-Konstruktionen sind in den letzten Jahren nicht gerade durch positive Schlagzeilen aufgefallen. Immobilienaktien dagegen haben einen entscheidenden Pluspunkt, der den geschlossenen Fonds schon immer und den offenen seit den Problemen mit der Rücknahme der Fondsanteile fehlt: sie sind liquide, jederzeit zu kaufen und zu verkaufen und sie sind relativ transparent, da die Börsennotierung ein mehr an Klarheit und Wahrheit erfordert.
Die Kursentwicklung der meisten Wohnimmobilienaktien kann sich durchaus sehen lassen: Deutsche Wohnen hat binnen Jahresfrist um 40 % zugelegt, Vonovia aum 35 % und LEG um 23 %. Verdient an dem Kursanstieg haben aber deutsche Anleger kaum. Branchenstudien zufolge gehören die Immobilienaktien zu über 90 % ausländischen Investoren. Deutsche Anleger kaufen also, wenn sie einsteigen wollen, zu deutlich höheren Kursen.
Trotzdem haben Immowerte langfristig weiter gute Chance – vor allem als Ersatz für Anleihen, als die sie internationale Investoren in Zeiten der Minzinsen oft betrachten. Denn die Mieten in Deutschland klettern kräftig – und das aufgrund der rasanten Bevölkerungszunahme durch den Flüchtlingsandrang noch auf Jahre hinaus. Immobilienaktien sind zwar keine Schnäppchen mehr, aber eine langfristig solide Rendite ist angesichts der guten Rahmenbedingungen und der zunehmenden Aufmerksamkeit der Anleger bei den deutschen Immobilienaktien gewährleistet.
Weitere Beiträge
0 Kommentare