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Commerzbank muss um Privatanleger buhlen, Deutsche Bank verärgert sie

35 Prozent Abschlag soll die Commerzbank nach einem Zeitungsbericht für ihre neuen Aktien
gewähren, im Gegensatz dazu musste Branchenprimus Deutsche Bank bei der
Kapitalerhöhung vor zwei Wochen nur ein paar Prozent nachlassen — und dennoch
gingen die Aktien weg wie warme Semmeln. Die beiden Kapitalerhöhungen
unterscheiden sich grundlegend, die Deutsche Bank hatte Privatanleger
ausgeschlossen.

Das ärgert Anleger wie Ulrich L. mächtig: „Das Geld liegt auf
der Straße, aber die privaten Anleger bekommen mal wieder nichts, nur die Institutionellen
profitieren“, schimpft er am Telefon. Professionelle Investoren erhielten die neuen Aktien
zum Preis von 32,90 Euro — das wurde am 30. April morgens um 9.29 Uhr per
Ad-hoc-Mitteilung bekanntgegeben. An dem Tag eröffnete die Deutsche-Bank-Aktie
jedoch bereits rund einen Euro über diesem Preis und kletterte bis 9:29 Uhr auf
35 Euro und höher. Wer hätte da nicht auch gern Aktien zu 32,90 Euro
erhalten? 

Gut informierte
Investoren wissen, dass neue Aktien mit einem Preisabschlag platziert werden,
um einen Anreiz für die Investoren zu schaffen. Die Platzierung erfolgte
allerdings sehr schnell und die Nachfrage war hoch, worauf auch der Preis
schließen lässt. Immerhin konnte die Bank mehr Geld einsammeln
als ursprünglich geplant, insgesamt waren es 2,96 Milliarden Euro.

„Beschleunigtes
Bookbuildingverfahren“ wird die Variante der Deutschen Bank genannt.
Professionelle Interessenten geben dabei Gebote ab, sprich sie nennen, wie viele
Stücke sie zu welchem Preis erwerben wollen. Die Zuteilung erfolgt relativ schnell. Ein Bezugsrecht für die Aktionäre,
wie es dieses bei der Commerzbank geben wird, existiert hingegen nicht. 

Möglich
war der Ausschluss der Aktionäre im Fall Deutsche Bank durch einen sogenannten
Vorratsbeschluss: Auf der Hauptversammlung hatten die Anteilseigner bereits
einer Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts zugestimmt, rechtlich
war die Aktion der Bank also legitim. Daher konnte sie neue Aktien ausgeben und
musste den Altaktionären kein Angebot zum Bezug der neuen Papiere unterbreiten. Das
spart dem Unternehmen Zeit und Geld, weil sie nicht erst eine Offerte für alle Anleger veröffentlichen,
Bezugsrechte verteilen oder die neuen Aktien zum Handel zulassen muss. 

Doch
Anleger, die zusehen müssen, wie professionelle Investoren Aktienpakete zu einem
günstigen Kurs erwerben können, ärgert das. Sie profitierten zwar Im Fall Deutsche Bank von
steigenden Aktienkursen nach der überraschenden Kapitalerhöhung, aber auch
Anlegerschützer wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stellt sich auf die Seite der
Privatanleger und fordert ein generelles Bezugsrecht für diese. Die Kapitalmaßnahme der Deutschen Bank war kein Einzelfall. Privatanleger L. bemängelt, dass Anleger
immer häufiger stark benachteiligt würden und fragt sich: „Wo bleibt die
Gleichberechtigung für Aktionäre?“



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