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Brexit – Sie könnens nicht mehr hören? Da müssen wir aber trotzdem durch

Haben Sie sich auch schon bei dem Gedanken erwischt: „Warum schmeißen wir sie nicht einfach raus, dann ist endlich Ruhe“? Ich gebe zu, auch mir geht das Thema Brexit inzwischen dermaßen auf den Zeiger, dass ich es kaum noch verfolgen, geschweige denn darüber schreiben mag. Dennoch gibt es gute Argumente, warum wir alle den Tanz weiter mitmachen sollten.

Harter Brexit, Mays Plan oder Zollunion – auch drei Jahre nach der Volksabstimmung ist alles möglich. Und keiner mag mehr die Planspiele mitmachen. Zeit also, die Sache mit einem Knall zu beenden? Das könnte die EU vermutlich, indem sie keinen weiteren Aufschub mehr zulässt. Dann käme es am 12. April zum harten Brexit – ohne jede Vereinbarungen und mit vorprogrammiertem Chaos.

Klingt verlockend, wäre aber wirklich keine gute Idee – leider. Denn auch nach drei Jahren Diskussion und Vorbereitung bedeutet ein harter Brexit immer noch eine Katastrophe – und eben  nicht nur für Großbritannien.

Wirtschaft: Klar, vor allem verlieren die Briten, wenn die Handelsbeziehungen gekappt werden, das ist eine ausgemachte Sache. Aber auch europäische Länder und Regionen würden vom Brexit stark und vor allem nachhaltig gebeutelt. Ifo Chef Clemens Fuest warnt davor, dass Deutschland mit einem harten Brexit gar in die Rezession rutschen könnte. Denn der Zeitpunkt könnte kaum schlechter sein: Wir kämpfen ohnehin mit großen globalen Verwerfungen wie dem Handelsstreit und sinkenden Wirtschaftsdaten. Und: von Vorteil kann es nicht sein, wenn wir eine große Zahl an potentiellen Kunden für unsere Wirtschaft einfach so kampflos abschreiben.

Politik: Beschließt die EU nun, den Briten keine weitere Frist zu gewähren ist klar, wer in Großbritannien für alle kommenden Probleme verantwortlich gemacht wird. Nicht die Brexitiers, die mit irreführenden Versprechen ihr Land ins Chaos geführt haben, sondern die bösen Menschen auf dem Kontinent. Eine weitere Zusammenarbeit würde dann auf lange Zeit eher holprig. Und auch hier gilt: Es kann nicht von Vorteil sein, einen engen Nachbarn als Gegner zu haben.

Geopolitik: Europa ist nach Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft eine Weltmacht – politisch aber ein Zwerg, der zwischen den Riesen USA und China zerrieben werden könnte. Bereits jetzt ist der Ausgleich der Interessen zwischen Nord und Süd, Ost und West manchmal unmöglich:  Ein „feindliches Großbritannien“ wäre da ein weiterer Sargnagel bei dem Versuch, gemeinsame Interessen zu finden und zu formulieren. Denn die Briten haben gezeigt, dass Sie gerne auf die Uneinigkeit der EU setzen – auch wenn das bei den Brexit-Verhandlungen nicht gelungen ist, muss das ja nicht immer so bleiben.

Also: Die Sache ist bitter und die anstehenden Europawahlen machen es nicht leichter, aber meiner Meinung nach müssen wir da alle aus purem Egoismus durch: Den Briten mehr Zeit geben und weiter nach einer Lösung suchen, wie der Kontinent und die Insel in Eintracht miteinander auskommen können – trotz allem.

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