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Bargeld abschaffen – ein verlängertes Wochenende im Selbstversuch

Wie fühlt es sich eigentlich an, ohne Bargeld zu leben? Wo könnte man das leichter ausprobieren als in Skandinavien? Ein Selbsterfahrungswochenende in der norwegischen Hauptstadt Oslo schafft Klarheit.

Ausländisches Geld im Geldbeutel ist interessant anzusehen – aber am Ende eines Kurztrips bleibt garantiert noch etwas Kleingeld übrig, das man dann doch nicht gebraucht hat. Dieses Mal wollte ich das bewusst umgehen, als ich drei Tage außerhalb Eurolands in Oslo verbrachte. Ein kleiner Selbsterfahrungskurs in Sachen Leben ohne Bargeld und Kreditkarteneinsatz im Ausland.

Ob das Ticket für den Schnellzug vom Flughafen in die Innenstadt, ob der Cappuccino in der „Kaffebrenneriet“, einer angesagten Cafékette, der Museumseintritt oder die Postkarte von Munchs „Der Schrei“ für 10 NOK (norwegische Kronen – umgerechnet derzeit rund 1,09 Euro): Alles lässt sich problemlos mit Kreditkarte bezahlen, mit Girocard dagegen eher nicht.

In der Kaffebrenneriet tätige ich auch die erste Kontaktlos-Zahlung meines Lebens, da ich neulich meine erste Kreditkarte mit Kontaktlos-Funktion bekommen habe: Pieps, und ich habe bezahlt, fast habe ich mich erschrocken, wie schnell das geht.

Nur einmal wird es schwierig ohne realen Zaster: Im Nobel-Friedenszentrum braucht man Kronen für das Schließfach – meine Freundin, mit der ich unterwegs bin, hilft aus. Vermutlich hätte ich mir das Geld gegen Pfand auch problemlos dort borgen können.

Insgesamt halte ich drei Tage durch, ohne auch nur eine Krone Cash in die Finger zu nehmen.

Dafür habe ich nach drei Tagen weder einen Überblick, noch überhaupt ein Gefühl dafür, wie viel Geld ich tatsächlich ausgegeben habe. Klar, Norwegen ist kein billiges Pflaster, wenn auch zum derzeitigen Wechselkurs von einem Euro zu 9,19 Kronen in etwa auf dem Niveau von deutschen Großstädten – vom Wein im Lokal einmal abgesehen. Außerdem berechnen die meisten Banken, so auch meine, eine Gebühr für den Auslandseinsatz außerhalb des Euroraums, die man noch hinzurechnen muss.

Vielleicht ist das bargeldlose Zahlen ja einfach nur Gewöhnungssache? Nach drei Tagen ganz ohne Cash bin ich jedenfalls froh, wieder mit physischen Euromünzen zahlen zu können. Und für mich wiegen die Argumente schwer, die die Verfechter von Bargeld ins Land führen: Es gewährleistet Freiheit und Anonymität beim Einkauf – keine Datenkrake kann analysieren, wofür ich mein Geld ausgegeben habe. Cash bietet auch gewissen Schutz vor Negativzinsen. Etliche weitere Argumente finden Sie in einem lesenswerten Dossier, das der Verbraucherzentrale Bundesverband zum Thema „Welt ohne Bargeld“ verfasst hat.

 Und ich habe wieder im Gefühl, wieviel ich in etwa ausgebe. Das macht mich unabhängiger von Banken, Finanzdienstlern & Co. Und das ist wirklich gut so!

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AnlegerwissenEuro
2 Kommentare
  1. Heinz Imbacher hat es neulich auf den Punkt gebracht: Alles mit Cash zahlen! Denn je mehr man mit Karte zahlt, desto mehr spielt man der Karten-Lobby in die Hände! "Zahlen ja eh alle mit Karte… können wir das Bargeld ja gleich abschaffen". 🙂

  2. Ökonomen – egal ob Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler vergessen ganz: ist der Strom weg, ist man enteignet und finanziell gelähmt. Ist alles nur mehr digital, ist ein Krieg/Eroberung einfach: nur die Stromverteiler müssen zerstört werden …

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