Die EU insgesamt ebenso wie Deutschland im speziellen versuchen verstärkt, Chinas Direktinvestitionen in bestimmten Bereichen zu untersagen, insbesondere, wenn es sich um Unternehmen mit staatlicher Beteiligung handelt. Die neuesten Daten deuten jedoch daraufhin, dass die Furcht vor einem übermäßigen chinesischen Einfluß übertrieben zu sein scheint.
Angst vor einer neuen Übernahmewelle
Weil Chinas Wirtschaft schneller aus der Coronakrise herausgekommen ist als die europäische, malen viele Experten die Gefahr an die Wand, China könne die Schwäche zahlreicher Unternehmen für Übernahmen zum Schnäppchenpreis nutzen. Bisher ist davon wenig zu sehen – eher umgekehrt. Europäische und andere westliche Firmen kaufen sich seit April wieder verstärkt in Chinas Unternehmen ein – wie Volkswagen mit dem geplanten Einstieg in einen Batteriehersteller. Aber auch die Zahlen des vergangenen Jahres deuten darauf hin, dass das Interesse chinesischer Firmen an deutschen Konkurrenten zunehmend schwächer wird.
Nach den Berechnungen des auf China-Studien spezialisierten Instituts Merics sind C Direktinvestitionen 2019 in Europa um ein Drittel auf nur noch 11,7 Milliarden Euro gefallen. Zum Vergleich. Am Höhepunkt der Übernahmewell 2016 waren es noch 37,3 Milliarden, also gut dreimal so viel. Und 2020 wird ein nochmaliger deutlicher Rückgang erwartet.
Chinas Direktinvestitionen in Deutschland gehen zurück
Auch die Angst, dass vor allem deutsche Unternehmen auf der chinesischen Einkaufsliste stehen könnten, dürfte übertrieben sein. Denn seit 2016, als Deutschland rund ein Viertel der europäischen Direktinvestitionen aus China absorbierte, ist das Interesse der Chinesen deutlich gesunken. 2019 waren es gerade noch 3,9 Prozent der 11,7 Milliarden Euro, die nach Deutschland geflossen sind. Und an den Direktinvestitionen in Europa waren die Firmen unter staatlichem chinesischem Einfluß, die als besonders „gefährlich“ gelten, 2019 mit lediglich 11 % beteiligt.
Die schärferen Übernahmeregeln, die der EU und Deutschland vorschweben, und die zum Teil bereits umgesetzt sind, schrecken also Chinas Unternehmen schon länger ab – oder aber sie sehen die Chancen in Europa als geringer an als im Rest der Welt. 2019 gingen die Chinas gesamte Direktinvestitionen zwar auch zurück – aber mit 6% wesentlich geringer. Und mit 118 Milliarden Dollar waren sie im übrigen deutlich niedriger als die ausländischen Investitionen in China, die 2019 um knapp 5% auf 137 Milliarden Dollar kletterten.
Europa sollte deshalb aufpassen, um im China-Geschäft nicht ins Hintertreffen zu geraten. Es ist gerade nach dem Corona-Schock für die Exportindustrie wichtiger denn je, für viele Firmen sogar existentiell.
Foto: zhuwei06191973/pixabay.com
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