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Zettelt Obama einen Ölkrieg gegen Putin an?

Hedge-Fonds-Zocker George Soros hat es jüngst  im „Spiegel“ vorgeschlagen, in Amerika wird es schon länger heiß diskutiert, auch von Kongress-Abgeordneten: Sollen die USA einen Großteil ihrer strategischen Ölreserven auf den Markt werfen? Das würde den Ölpreis massiv unter Druck setzen, was Russlands Wirtschaftsbasis zerstören und so den Rückzug aus der Krim und letztlich sogar den Sturz Putins erzwingen könnte?

Ganz abwegig scheint die Idee auch für Obama nicht zu sein. Schließlich hat er Mitte März schon mal testweise fünf Millionen Barrel aus den strategischen Reserven auf den Markt geworfen und so den Preis kurzzeitig um knapp einen Dollar gedrückt. Die fünf Millionen sind freilich nur ein Bruchteil der Reserven von 700 Millionen Barrel. Wenn der Großteil davon geballt eingesetzt wird, so die Theorie,würde das den Ölpreis von über 100 Dollar auf 70 Dollar abstürzen lassen. Und der US-Staatshaushalt würde daran auch noch glänzend verdienen, weil das Öl in den Vorratslagern im Schnitt zu Preisen um 30 Dollar angeschafft worden sei.

Russland dagegen, dessen Staatshaushalt zur Hälfte von Energieeinnahmen getragen wird, würde doppelt getroffen: vom Preissturz und von den verringerten Mengen, weil die westlichen Staaten lieber billiges US-Öl als Russland-Öl kaufen würden. Das würde Moskau in Richtung Pleite treiben. Und dann wäre Putin weg vom Fenster und die Krim-Annexion wäre leicht rückgängig zu machen. Alles also ganz einfach, wenn Obama mitzieht, so die Ratschläge der US-Ölkrieger.

In der Tat hat Obama mit den strategischen Ölreserven ein Druckmittel. Allerdings wird es es vermutlich nur in allerletzter Konsequenz so radikal einsetzen, wie es Soros und Co. verlangen. Denn die Risiken einer Ölwaffe sind beträchtlich: zum einen könnte Russland reagieren und Europa den Gas- und Ölhahn zudrehen. Das würde zwar Russland kurzfristig auch viel Geld kosten, aber Europa hätte ein Riesenproblem, das sich nicht von heute auf morgen mit Norwegen-Gas, OPEC-Öl oder Flüssiggas-Lieferungen lösen ließe. Ganz abgesehen davon, dass der Schuß auch dann nach hinten losgehen würde, wenn Putin den Verkauf anderer Rohstoffe in den Westen stoppen würde. Schließlich zählt das Riesenreich bei vielen, auch relativ seltenen, Rohstoffen zu den weltgrößten Produzenten und Exporteuren.

Falls also die USA ihre Ölwaffe so radikal wie gefordert einsetzen würden, wäre zwar Russland kurzfristig der Leidtragende. Aber Europa und hier vor allem Deutschland würde mittelfristig vielleicht sogar noch härter getroffen. Und Europa kann sich eines momentan nicht erlauben: Einen Wirtschaftskrieg ohne Rücksicht auf eigene Verluste. Denn das würde die Konjunktur unweigerlich abstürzen lassen. Und natürlich auch die Aktienmärkte.

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