Wer allein auf den deutschen Aktienmarkt blickt, könnte meinen, das erste Quartal 2015 sei ein phänomenales Vierteljahr für die Börsen gewesen – aber dem ist nicht so. Weltweit haben die Aktienkurse im Schnitt stagniert. Aber in Europa und speziell in Deutschland waren die ersten drei Monate 2015 in der Tat herausragend, es waren die besten seit fast sechs Jahren. Viele Aktien konnten um 20 % und mehr zulegen.
Der DAX schlug sie alle – zumindest die bedeutenden Aktienindizes der Welt. Mit 23 Prozent Plus war er um Längen besser als der MSCI Welt, der MSCI Emerging Markets und der S + P 500. Diese drei wichtigsten Benchmarks für Großanleger gewannen jeweils nur rund ein Prozent. Mithalten mit dem DAX konnten fast nur andere europäische Indizes, mit Italiens MIB und Frankreichs CAC ging es mit 20 Prozent Plus ähnlich steil bergauf. Dass der EuroStoxx 50 um rund 19 Prozent höher liegt als Ende 2014 ist vornehmlich diesen drei Länderindizes zu verdanken. In Gesamteuropa schnitt lediglich Dänemark mit einem Indexanstieg um 28 Prozent noch besser ab – angetrieben vom Schwergewicht Novo Nordisk, denn der Insulin-Hersteller verbessert sich um über 40 Prozent.
In Deutschland war es nicht nur der DAX, der für Furore sorgte. Der Kursaufschwung erfasste auch die anderen Auswahlindizes. Der MDAX gewann ebenfalls 23 Prozent, und TecDAX und SDAX lagen mit jeweils rund 17 Prozent Plus nicht allzuweit dahinter. Hier wie im übrigen Euroraum sorgte die massive Liquiditätsausweitung der EZB für Kauflaune – und auch der schwache Euro. In der Eurozone wiederholte sich damit das, was die USA und Japan bereits vorexerziert hatten: Sobald die Notenbank mit Anleihekäufen Geld ins System pumpt oder dies auch nur ankündigt, geht die Post bei den Aktien ab.
Im DAX sorgten vor allem die exportlastigen Index-Schwergewichte aus der Autobranche für den Höhenflug. Daimler, BMW und Volkswagen Vorzüge verteuerten sich um 27 bis 30 Prozent. Aber auch Merck (plus 30 Prozent), Fresenius, K+S und Deutsche Bank (je plus 26 Prozent bis 28 Prozent) legten überdurchschnittlich stark zu. Verlierer gab es dagegen nur drei: RWE (minus 9 Prozent), Lufthansa (minus 6 Prozent) und E.on (minus 3 Prozent).
Im TecDAX schoß die Aktie des Karrierenetzwerks Xing mit einem Sprung um über 70 Prozent den Vogel ab, gefolgt von BB Biotech, die vom weltweiten Boom der Biotechnologie-Aktien profitierten, sowie dem Bausoftwarespezialsten Nemetschek, die mit jeweils fast 50 Prozent Kurszuwachs glänzten. Von den MDAX-Werten überzeugten insbesondere der Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori Seiki, der aufgrund eines Übernahmeangebots ebenso um 30 Prozent zulegte wie der Leuchmittelhersteller Osram, der aber zuvor kräftig unter die Räder geraten war. Im SDAX holte ein Börsenneuling mit einem Kurszuwachs um 44 Prozent die Siegerkrone: der Bauzulieferer Braas Monier. Mit Deutsche Office und Patrizia folgten zwei Immobilienaktien mit jeweils 35 Prozent Gewinn auf den Plätzen.
Gut möglich, dass deutsche und europäische Aktien auch in den nächsten Quartalen zu den Börsensiegern gehören – denn die Beispiele USA und Japan haben gezeigt, dass eine Hausse, die von massiven Liquiditätsspritzen der jeweiligen Notenbank angestoßen wurde, in der Regel mehrere Vierteljahre andauert.
Mehr Beiträge vom
finanzjournalisten blog
0 Kommentare