Frank Bsirske, Chef der Gewerkschaft Verdi, fordert 6,5 Prozent mehr, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer will, dass die Gehaltssteigerungen „deutlich“ ausfallen, der Wirtschaftsweise Peter Bofinger möchte fünf Prozent sehen und das Wirtschaftsforschungsinstitut DIW verlangt ein „sattes“ Plus. Was hier geäußert wird ist mehr als das übliche Vorgeplänkel der diesjährigen Tarifrunde.
Denn die Zeichen stehen eindeutig auf höheren Lohnzuwächsen: Die Wirtschaft ist vergleichsweise robust, die Beschäftigungssituation glänzend und die Weltwirtschaft hat gute Chancen, in diesem Jahr einen kräftigen Sprung nach vorne zu machen.
Doch 2013 kommt ein ganz wichtiges Argumente zu den üblichen Tarifargumenten dazu: In diesem Jahr könnte ein kaufkräftigeres Deutschland die beste Maßnahme gegen die Eurokrise sein. Alleine mit Sparen und Verzichten werden sich die angeschlagenen Partnerländer nicht erholen. Besser als soziale Wohltaten ist da allemal mehr Nachfrage – auch aus Deutschland. Und ganz nebenbei könnte man die Diskussion beenden, ob unsere Mittelschicht nun in Gefahr ist oder nicht, indem man die Einkommen der Arbeitnehmer kräftig erhöht.
Klar gibt es auch gewichtige Argumente gegen eine kräftige Lohnerhöhung: Die reflexhaften Warnungen vor einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitgeber sind in der Sache richtig – das sind sie allerdings immer und der Vorsprung vieler deutscher Firmen ist derzeit sehr hoch und verträgt einen kleinen Dämpfer. Am bedrohlichsten scheint mit die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Das spricht allerdings in meinen Augen dafür, die Löhne jetzt zu erhöhen, bevor eine gute Weltkonjunktur die expansive Geldpolitik in eine tatsächlich problematische Inflation umwandelt.
Wer nicht ganz grundsätzlich der Meinung ist, dass steigende Löhne immer ein Rückschlag für die Volkswirtschaft sind, hat also derzeit wenig Argumente auf seiner Seite. Ich jedenfalls denke, es ist Zeit: Löhne rauf in Deutschland – zumindest 2013. Aber verbunden mit der Bereitschaft, falls notwendig in Zukunft wieder einmal ein paar magerere Jahre zu akzeptieren.
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