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Liebe Journalisten: Bitte genauer hinschauen!

Warren Buffetts Holding Berkshire Hathaway hat im dritten Quartal 2011 einen Gewinnrückgang gemeldet. 2,3 Milliarden Dollar erwirtschaftete das Unternehmen, 24 Prozent weniger als im Vorquartal. Und die Medien kommentieren nach bekanntem Schema: „Buffett muss Federn lassen“, auch er sei nicht resistent gegen die Finanzkrise, in einigen Artikeln ist von „Fehlspekulationen“ die Rede. Es ist erschreckend, wie unisono die angeblichen Aktienexperten aller Medien ihre Unwissenheit offenbaren.

Denn der Gewinnrückgang ist fast nur durch Puts entstanden, die Buffett schon vor Jahren geschrieben hat und immer noch hält. Ein gutes Geschäft für Berkshire, dessen Bewertung aber mit den Märkten schwankt. Denn die langlaufenden Puts sind nichts anderes als Versicherungspolicen auf einen Wirtschaftskollaps: Wenn die vier großen Weltindizes unter den Stand von 2007 fallen, gibt es für Berkshire eine Zahlungspflicht. Fallen Sie auf Null ist das maximale Risiko für das Unternehmen aus diesen Geschäften 37 Milliarden Dollar.

Dafür hat Buffett 2007 fast fünf Milliarden Dollar an „Versicherungsprämien“ eingestrichen, mit dem Geld konnte er seither arbeiten. Einziger Unterschied zu normalen Policen: Die Puts werden jedes Quartal nach festen Regeln zu Marktpreisen bewertet, bei Kursverlusten der Indizes entstehen daher Buchverluste, die Buffett natürlich offenlegt und die sich auf den Ertrag von Berkshire auswirken.

Das operative Geschäft von Berkshire brummt dagegen – trotz Wirtschaft- und Finanzkrise legte der Gewinn der Tochtergesellschaften in dritten Quartal um 37 Prozent zu. Mich erschreckt weniger, dass Buffett in die Kritik der Kollegen gerät, das stecken er und Berkshire locker weg. Was ich aber bedenklich finde, ist wie schlecht recherchiert wird – die Sache mit den Puts ist absolut kein Geheimnis und seit 2007 überall nachzulesen.

Vor kurzem erschien ein Buch von Anya Schiffrin von der Columbia University, in der die Rolle der Finanzmedien in der Krise beleuchtet wird. Ihr Fazit: Die Medien tragen eine erhebliche Mitschuld an Eskalationen. Das ist nicht unbedingt die Schuld der Redakteure: Über die Jahre hinweg habe ich miterlebt, wie in den Redaktionen immer mehr Output von immer weniger Journalisten verlangt wird. Wer viele Seiten füllen muss, hat aber keine Zeit mehr für Recherche und abwägende Gedanken.

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Warren Buffett
3 Kommentare
  1. Es ist doch immer so, das kaum ein Journalist richtig sich mit der Materie beschäftigt über die er schreibt.

  2. Vielen Dank für den Beitrag! Ich hatte einen sehr ähnlichen Leserbrief an die FTD geschrieben. "Massenvernichtungswaffen" seien da in Buffetts Depot "detoniert". Er hätte gedacht, die Derivate "seien sicher gewesen". Und da (wie bei den entsprechenden Agenturmeldungen) ist dann von der "zweitgrößte BH-Unternehmen BNSF" (ist es nicht das größte?) die Rede. Eine Anmerkung/Frage habe ich aber auch hier: Meines Wissens zahlt Buffet nicht nur bei Indexständen von 0, sondern (ich meine proportional)) zu den Indexständen mit den Ständen von 2007 als 100%-Richtschnur. Bsp: Indexstände bei 10.000 2007, danach zu den Auszahlungszeitpunkten jeweils auf 5.000 : Buffett zahlt 17 Mrd. Dollar (1/2 * 34 Mrd.). Nur: BH bewertet diese "Wette" so, als würden heute sämtliche Derivate aufgelöst. Es sind aber noch 7 bis 11 Jahre hin! Und die Finanzmathematik lehrt uns, dass in dieser Zeit per anno im Durchschnitt mit 7% + Inflation zu rechnen ist. Mit anderen Worten: Der Buchwert von Berkshire ist niedriger als sein innerer Wert. Noch ein Grund mehr, BH als sicheres und gleichzeitig Chancenreiches Investment zu sehen…. Best Karsten

  3. Vielen Dank für den Artikel! Ähnliches taucht leider immer wieder in der Presse auf, wenn mal wieder der Buchwert der Derivate von Berkshire mal wieder gefallen ist.

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