Da hatte sich wohl so mancher geplagte Nokia-Aktionär Rettung aus den tiefsten Kurstiefen erhofft, als vorige Woche das Gerücht hochkochte, eine Übernahme des einstigen finnischen Überfliegers durch Samsung stehe kurz bevor. Nun haben die Koreaner dementiert – aber an den Börsen wird spekuliert, dass dann eben ein anderer Konzern zugreifen könnte. Ob da was wahres dran ist?
Noch vor einem halben Jahrzehnt war Nokia in etwa das, was Apple in den vergangenen Jahren war: Der Hightech-Wert, den man haben musste. Denn als klarer Weltmarktführer in einem so schnell wachsenden Segment wie dem Handymarkt konnte doch eigentlich nichts schiefgehen. Oder? Aber dummerweise ging fast alles schief – und der Kurs ist seit 2007 um mehr als 90 Prozent abgestürzt. Obwohl Nokia die Smartphone-Technologie mit erfunden hat, wurde den Finnen das internetfähige Handy zum Verhängnis. Apple und Samsung zogen locker vorbei, und auch andere asiatische Hersteller bissen sich Stück für Stück vom riesigen Weltmarktanteil Nokias ab. Und nun schrieb der Konzern im ersten Quartal 2012 eine Milliarde Euro Verlust, der Absatz brach um ein Viertel ein und seine Anleihen wurde so stark nach unten geratet, dass sie fast Ramschniveau erreicht haben.
Ob jemand sich ein Unternehmen einverleiben will, mit dem es so rasant bergab geht? Wer darauf spekuliert, sollte sich das Beispiel der Siemens-Handysparte vor Augen führen. Als die Münchner sie 2005 nach diversen Sanierungsversuchen an den taiwanesischen Elektronikkonzern BenQ verkaufte, war die Hoffnung groß, dass das vereinte neue Unternehmen mit Namen BenQ-Mobile zu einem bedeutenden Mitspieler am Handymarkt werden könnte. Das Ergebnis ist bekannt: Die Übernahme zog BenQ mit nach unten, und schon ein Jahr später war BenQ-Mobile Pleite. Klar, Nokia ist ein anderes Kaliber als es Siemens auf dem Mobilfunkmarkt war, und der Markenname ist immer noch viel wert. Aber in einem Markt, der sich technologisch so rasant entwickelt und wo ohnehin Überkapazitäten bestehen, sind wahrscheinlich schon zwei oder drei Quartale Stillstand, wie sie bei einer Fusion oder Übernahme normal sind, tödlich.
Die Nokia-Aktionäre müssen deshalb darauf hoffen, dass es dem Nokia-Management gelingt, die schwierige Kehrtwende aus eigener Kraft einzuleiten. Auf Hilfe von außen sollten sie zumindest im Handygeschäft besser nicht bauen. Die ist am ehesten noch bei der Netzwerk-Tochter Nokia-Siemens Networks denkbar. Aber immerhin: Deren Verkauf würde die Not der Finnen und ihrer Aktionäre wenigstens ein bisschen lindern. Und auch Siemens eines Sorgenkinds entledigen.
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