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Ist das schon die große Wende beim Ölpreis?

So schnell, wie der Ölpreis seit Sommer vorigen Jahres gefallen ist, so stark ist er in den letzten Tagen wieder geklettert – um fast 20 % vom Januar-Tief aus. War das schon die Wende nach einem rekordverdächtigen Preisabsturz – oder nur eine Korrektur im Abwärtstrend?

Am Ölmarkt reichen oft schon kleine Veränderungen der Erwartungen bezüglich des künftigen Angebots oder der Nachfrage aus, um die Preise gehörig durcheinanderzuwirbeln. Das ist dieses Mal nicht anders. Denn obwohl alle Welt von einem maßlossen Überfluss an Öl spricht, ist der Überhang der Förderung im Vergleich zum weltweiten Absatz mit gerade einmal 1,5 Millionen Barrel pro Tag relativ bescheiden – das sind nicht einmal 2 % des Ölverbrauchs.

Die kleine Veränderung in den Erwartungen haben die Ende voriger Woche bekannt gewordenen Daten des Ölausrüsters Bakers Hughes über die Zahl der Öl-Bohrtürme in den USA ausgelöst. Sie zeigen eine rasante Abnahme an. Allein in der letzten Woche um 94 oder 7%. Seit dem Hoch vom Oktober 2014 sind inzwischen 24% der Anlagen stillgelegt worden, allein in den letzten zwei Monaten sind es 22%. Einige Experten erwarten, dass bis Ende 2015 die Zahl der Bohrtürme um rund 40% niedriger sein wird als am Höhepunkt.

Da gleichzeitig auch die Förderung in der Nordsee zurückgefahren werden soll, weil bei Preisen unterhalb von 50 Dollar Verluste auflaufen, hat der Markt extrem schnell gedreht. Dazu beigetragen haben Spekulanten wie Hedge Fonds, die zuvor noch in einem rekordverdächtigen Ausmaß auf weiter fallende Notierungen gewettet hatten, und nun angesichts steigender Preise schleunigst eindecken, also kaufen müssen.

Ist damit die Ölbaisse zuende? Hat die OPEC also ihr Ziel früher als allgemein erwartet erreicht, mit dem Preisverfall die Frackingindustrie in Nordamerika und andere neue Projekte entscheidend zu treffen und die Expansion der Kapazitäten zu stoppen? Vieles spricht dafür, dass zumindest der Boden erreicht worden ist, zumal die großen Ölkonzerne in den letzten Wochen reihenweise eine Kürzung ihrer Explorationsbudgets und ihrer Förderung angekündigt haben.

Das alles wird zwar das Ölangebot nicht sofort reduzieren, aber in einigen Monaten – und der Ölmarkt blickt natürlich nach vorn. Allerdings dürfte es vorerst nicht geradlinig wieder zurück in die alten Höhen gehen. Denn es gibt auch Faktoren, die weiterhin gegen einen deutlich teureren Ölpreis sprechen.

So hat die OPEC im Januar erneut über ihrem Förderlimit von 30 Millionen Barrel produziert, und vor allem ist die Weltkonjunktur alles andere als robust, so dass die Ölnachfrage unter den bisherigen Schätzungen bleiben dürfte. Und nicht zuletzt sind es unberechenbare Faktoren, die weiterhin für Verunsicherung sorgen dürften. Dazu gehören die Kämpfe um die Förderanlagen im Irak, in Syrien und in Libyen, die je nach Intensität eine deutliche Kürzung oder eine Ausweitung der Produktion zulassen. Und angesichts des geringen Unterschieds zwischen Ölnachfrage  und -angebot wird dies noch lange Zeit für große Preissprünge sorgen – aber in der Generaltendenz wohl eher nach oben als nach unten.

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