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Freitagsfrage: Wie entsteht eigentlich eine Konjunkturprognose?

Gute Nachrichten aus Kiel: Das Institut für Weltwirtschaft hat seine neue Konjunkturprognose veröffentlicht und sieht die Wirtschaftswelt in Deutschland jetzt viel rosiger: Nicht 0,5 sondern satte 1,9 Prozent soll die deutsche Wirtschaft demnach in diesem Jahr wachsen. Das ist ein Riesenunterschied. Wieso sind Konjunkturprognosen oft so unzuverlässig?

In der Regel schauen sich die Institute die so genannte Nachfrageseite des Bruttoinlandsproduktes an, also die Bereiche, in denen die Wirtschaftsleistungen verwendet werden. Dabei ist der Staatsverbrauch vergleichsweise einfach zu prognostizieren. Hierfür müssen die Forscher einfach abschätzen, um wie viel der Staat sein selbstgestecktes Haushaltsziel verfehlen wird.

Auch vergleichsweise einfach ist der Private Verbrauch: Er schwankt ohnehin nur mäßig und hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Dem Arbeitsmarkt und der Lohnentwicklung. Beide entwickeln sich in längerfristigen Zyklen und sind daher für die Prognostiker halbwegs beherrschbar. Wichtig ist zu beachten, ob ein steigender Ölpreis über Benzin und Heizöl möglicherweise viel Kaufkraft absaugt.

Doch jetzt wird es schon schwieriger: Wie viel wird die Wirtschaft exportieren, wie viel werden Staat, Privatleute und Unternehmen investieren? Die Exporte hängen in der Regel zum einen schlicht von der Weltkonjunktur ab. Zum anderen von den Wechselkursen. Und die sind wirklich schwer zu prognostizieren, weil sie großenteils von Politik und Spekulationen abhängen.

Investitionen wiederum hängen zum einen an der Nachfrage, zu anderen am Zinsniveau. Und: Wenn die Wirtschaft gut läuft, werden die Importe steigen – diese werden von der eigenen Wirtschaftsleistung abgezogen.

Es gibt also eine Menge Faktoren, die die Forscher falsch einschätzen – und damit die komplette Prognose verzerren können. Dazu kommt noch etwas, was jeder Volkswirt hasst: Die so genannten externen Schocks. Ereignisse also, die keiner voraussehen kann, aber alles verändern. Die ersten Ölpreisanstiege in den 70er Jahren zum Beispiel, der Terroranschlag des 11. September 2001 oder ähnliches.

Wer Konjunkturprognosen für Anlageentscheidungen verwendet, sollte diese Unsicherheiten immer im Kopf haben. Sie sind nicht mehr und nicht weniger als ein wichtiger Hinweis, wo eine Wirtschaft in Schwierigkeiten geraten könnte und wo es gut laufen dürfte. Die Frage muss nicht lauten, warum sie so oft revidiert werden, sondern warum sie manchmal relativ nah an der Realität liegen.

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