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Freitagsfrage: Was sind Bonitätsanleihen und wann haben sie Verluste gebracht?

Die Aufsichtsbehörden machen offensichtlich ernst: Sie wollen ein Produktverbot für bestimmte Wertpapiere durchsetzen. Bonitätsanleihen stehen ganz oben auf der Liste, CFDs sind der BaFin ebenfalls ein Dorn im Auge. Nicht ganz zu Unrecht, denn mit beiden Konstrukten haben Anleger schon satte Verluste hinnehmen müssen.

Zunächst: Was sind Bonitätsanleihen genau? Rein formal ist eine Bonitätsanleihe die Anleihe einer Bank, deren Rückzahlung an die Zahlungsfähigkeit eines weiteren Schuldners gekoppelt ist. Ein Beispiel: Eine Sparkasse bietet eine fünfjährige Anleihe an, deren Rückzahlung davon abhängt, ob Volkswagen in dieser Zeit laufend seine Schulden bedienen kann. Ist das nicht der Fall, kommt es zu einem so genannten Kreditereignis und die Inhaber der Bonitätsanleihe erhalten das eingesetzte Kapital nicht mehr voll zurück. Damit trägt der Anleger nicht nur das Ausfallrisiko eines Schuldners, sondern mindestens von zweien, also das der Emissionsbank sowie des Referenzschuldners. Teilweise sind aber noch mehr Schuldner im Spiel.

Gerne emittieren die Banken nämlich Bonitätsanleihen auf zwei und mehr Schuldner, so genannte Multi-Bonitätsanleihen. Häufig gilt: Wenn es bei fünf Schuldnern bei einer Adresse zu einem Kreditereignis kommt, sind nur 20 Prozent der Anleihe betroffen und werden anteilig bedient. Hier müssen Anleger aber genau prüfen, denn jeder Emittent kann die Konditionen frei gestalten.

Lange Zeit waren bei Bonitätsanleihen so genannte Worst-of-Strukturen populär, d.h. die Bonität des schlechtesten Schuldners entscheidet über die Höhe der Gesamtrückzahlung. Oder anders ausgedrückt: Gerät ein Schuldner in Schwierigkeiten, ist die Gesamtrückzahlung betroffen, die Anleger erhalten meist nur noch eine geringe Restwertzahlung.

So wie aufgrund der Schuldenkrise Griechenlands. Inhaber einer Synthia-Anleihe der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und einer Emma-Anleihe der DZ-Bank verloren den Großteil ihres Kapitaleinsatzes. Da diese Anleihen typischerweise von den Bankberatern der Sparkassen und Genossenschaftsbanken verkauft wurden, traf es viele unbedarfte Kleinanleger, die ein enormes Risiko für einen einstelligen Kupon eingegangen waren.

Nach dem Griechenland-Debakel wurde es ruhig um Credit Linked Notes (CLN), wie Bonitätsanleihen im Fachjargon auch genannt werden. Doch längst werden sie wieder massiv verkauft: 6,3 Milliarden Euro waren laut den Statistiken des Deutschen Derivateverbands (DDV) per Ende Juni 2016 in diesen Papieren investiert. Ende 2014 waren es noch 1,5 Milliarden Euro weniger. Die großen Verkäufer sind ganz offensichtlich die Sparkassen: Landesbank Baden-Württemberg und Deka Bank, die Papiere für den Sparkassensektor auflegen, haben gemeinsam knapp fünf Milliarden Euro Bonitätsanleihen am Markt platziert.

Das dürfte bald weniger werden: Die Derivateemittenten gingen erst mal in Deckung, sie stellten den Vertrieb der Papiere ein.

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