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Freitagsfrage – Seit wann gibt es eigentlich Onlinebroker in Deutschland?

Genau vor 20 Jahren, am 16. Mai 2014, nahm die Direkt Anlage Bank, heute DAB bank, ihren Geschäftsbetrieb auf – aber noch nicht als Onlinebroker, sondern als Telefonbank. Onlinebrokerage startete erst ein gutes Jahr später.
Der Aktienkauf vor gut 20 Jahren war eine langwierige und kostspielige Angelegenheit. Kostenlosdepots? Flatfee beim Kauf? Sofortige Ausführungsbestätigung oder gar Intraday-Handel? Realtime-Börsenkurse? Fondssparpläne per Mausklick? Blanke Utopie in den frühen 1990er Jahren.

Ein Depot kostete meist eine saftige Grundgebühr, häufig sogar noch Gebühren pro verwahrten Wertpapierposten, Aktienkäufe waren in der Regel für ein Prozent der Ordersumme, aber stets zu hohen Mindestgebühren zu haben, Anleihen meist für 0,5 Prozent. Aktienkurse entnahm man in aller Regel der Tageszeitung oder erfragte sie beim Wertpapierbetreuer der Bank. Und wenn man sich entschlossen hatte zu kaufen, musste man meist zweimal schlafen, bis man erfuhr, ob man das Papier ergattert hatte.

Nahezu steinzeitlich wirkt das aus heutiger Perspektive. Mit dem Marktstart der Discountbroker Direkt Anlage Bank, aber auch von Consors (heute Cortal Consors) nur einen Monat später und der comdirect bank im Februar 1995 kamen gravierende Umwälzungen in Gang, die natürlich vor allem durch das damals erst noch wenig bekannte und genutzte Internet einen enormen Schub bekamen; auch der beginnende Neuemissions- und Börsenboom zu Ende der 1990er Jahr taten ein übriges.

„Unsere Leitidee lautete damals: Demokratisiere die Börse“, erinnerte sich Consors-Gründer Karl Matthäus Schmidt im Gespräch mit mir bereits vor einigen Jahren an die Gründerzeiten. Er hatte Consors damals mit Nürnberger Studentenfreunden „aus unseren eigenen Bedürfnissen als Anleger heraus entwickelt“.

Seither warteten die Discountbroker, wie sie damals genannt wurden (Onlinebroker wurden sie ja erst später) und von denen es bald etliche gab, mit zahlreichen Innovationen auf, die den Wertpapierhandel für Privatanleger fürwahr revolutionierten.

Hier eine – gewiss unvollständige – Liste der Innovationen aus der Frühzeit der Broker:

 – 1994: Marktstart von DAB und Cortal Consors. Anleger, die auf Beratung verzichten, können Wertpapiere in etwa um die Hälfte günstiger als bislang üblich bekommen. Die DAB bietet Investmentfonds nicht nur ihrer Mutterbank, sondern auch von anderen Häusern an, und das auch noch zu rabattierten Ausgabeaufschlägen

– 1995: DAB ermöglicht den Handel über das System von AOL, Consors bietet in Deutschland erstmals Internetbrokerage an. Die DAB offeriert Fondssparpläne an

– 1996: Consors ermöglicht den Intraday-Handel und bietet Realtime-Kurse am Telefon gegen Entgelt

– 1997: Fimatex (Vorläufer der heutigen Onvista Bank) offeriert Privatanlegern den Handel an Terminbörsen

 – 1998: Comdirect veröffentlicht als erste deutsche Bank Realtime-Kurs im Internet

 – 2000: Der – allerdings schnell gescheiterte – Broker Systracom bietet erstmals eine Flatfee im Wertpapierhandel an.

Heutzutage ist Onlinebrokerage auch bei den kleinsten Volksbanken und Sparkassen im Angebot – und die etablierten Onlinebroker müssen sich dagegen wappnen, dass ihnen andere durchs Internet groß gewordene Konzerne wie Facebook & Co. nicht mit neuartigen Dienstleistungen die Show stehlen. Das Rennen bleibt also spannend.

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