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Freitagsfrage: Kann der Kulturwandel bei der Deutschen Bank gelingen?

Großreinemachen war angesagt bei der Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bank gestern. Mit einem ausgewiesenen Verlust von mehr als zwei Milliarden Euro versuchte das neue Führungsduo viele der fragwürdigen Geschäfte der Vergangenheit in der Bilanz ad acta zu legen: Rückstellungen für die vielen juristischen Auseinandersetzungen, der Abbau von Mitarbeitern im Investmentbanking. Alles steht unter dem Stichtwort „Kulturwandel“. Aber kann der gelingen? Und wohin soll er gehen? 

Für viele mag es ironisch klingen, wenn ausgerechnet die beiden Neuen an der Spitze der Deutschen Bank von einem neuen Anfang sprechen und mit alten Lasten aufräumen wollen: Jürgen Fitschen, dessen Büro vor kurzem im Zusammenhang mit einer Ermittlung wegen Umsatzsteuerbetruges gegen die Deutsche Bank durchsucht wurde, und Anshu Jain, der der Kopf der Investmentsparte der Bank in London war. Beide waren an vielem von dem beteiligt, was heute als „Altlast“ empfunden wird.

Dennoch wollen die beiden einen neuen Wind durch das Bankhaus wehen lassen. Die Investmentsparte wird zurückgebaut. Die Boni sollen magerer ausfallen. Doch ein zweiter Blick lohnt. Die Boni schrumpften 2012 zwar um zwölf Prozent, erreichen aber immer noch 3,2 Milliarden – und damit deutlich mehr also als der ausgewiesene Quartalsverlust. Und das umstrittene Geschäft mit Nahrungsmitteln nahm man kürzlich wieder auf.

Alles nur Fassade also? Vielleicht auch nicht. Denn die Kernfrage ist, ob Fitschen und Jain tatsächlich bereit sind, das Credo ihres Vorgängers Josef Ackermann zu hinterfragen: Rendite um jeden Preis. Dabei bekam die Deutsche Bank eine der ältesten Weisheiten der Finanzwelt schmerzlich spüren. Eine hohe Rendite bedeutet auch ein hohes Risiko, auch das Risiko nicht mehr fair zu spielen und seinen Ruf zu verlieren.

Unter Ackermann gab sich die Deutsche Bank in offiziellen Stellungnahmen als verantwortungsbewusst für Anteilseigner, Kunden, Mitarbeiter und Gesellschaft. In genau dieser Reihenfolge. Und genau das ist der Punkt. Ein echter „Kulturwandel“ besteht in mehr als nur öffentlichen Bekundungen der Reue und die Abschaffung oder gar nur Auslagerung umstrittener Geschäfte. Es ist eine neue Reihenfolge in der Verantwortlichkeit. Dass Fitschen und Jain das anstreben, müssen sie erst einmal beweisen.

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