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Warren Buffett und Charlie Munger bei der HV 2021
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Berkshire 2021 – Warren Buffett aus der Ferne

Alles wie immer? Die Hauptversammlung von Berkshire 2021 hat vieles, das an gute alte Zeiten erinnert. Warren Buffett und sein Vize Charlie Munger sitzen auf einem Podium vor einem blauen Vorhang und beantworten Aktionärsfragen. Gut sichtbar drapiert sind Produkte der beiden wichtigen Berkshire Holdings See’s Candies und Coca Cola. Warren Buffett hält zunächst eine Lobeshymne auf die Kraft der US-Wirtschaft – diesmal unterlegt mit einer Liste der weltweit wertvollsten Unternehmen, die von US-Firmen dominiert wird.

Alles wie immer bei Berkshire Hathaway? Ja und nein. Der Vorhang ist hell- und nicht dunkelblau.Neben Warren Buffett und Charlie Munger sitzen auch Greg Abel und Ajit Jain, die beiden Vice-Präsidenten und vermutlichen Nachfolger von Buffett, auf dem Podium. Und die HV findet erstmal seit Jahrzehnten nicht in Omaha statt. Um dem 97-jährigen Munger die Reise zu sparen, hat Buffett die virtuelle HV kurzerhand nach Kalifornien verlegt. Aber es fehlen die Aktionäre und das bunte Treiben rund um die HV, die Partys, die Seminare und kleinen Gespräche, die das Event in Omaha zum „Must Go“ für jeden ernsthaften Value-Investor gemacht haben.

Berkshire 2021 heißt keine Party – aber viel Inhalt

Trotzdem gab es viel Inhalt – in manchen Belangen sogar mehr Informationen als in den vergangenen Jahren. Erst einmal das wichtigste: Berkshire geht es gut. Die Zahlen für das erste Quartal 2021 zeigen einen beeindruckenden Turnaround beim Gewinn. Im ersten Quartal 2020 gab es hier noch 50 Milliarden Verlust, in diesem Jahr sind es 5 Milliarden Gewinn.

Die Gewinne sprudeln wieder

Allerdings ist der Verlust des Vorjahrs vor allem von der Bewertung des riesigen Aktiendepots geschuldet: Bricht die Börse ein, sind nach Bilanzierungsvorschriften sofort hohe Abschreibungen fällig. Und im ersten Quartal 2020 sind die Börsen dramatisch eingebrochen. Der unglaubliche Verlust von 50 Milliarden US Dollar klingt daher dramatisch – gefährdet hat es die Firma nicht, denn die meisten Aktien in Buffetts Depot standen auch nach dem Kursrückgang noch deutlich über dem Kaufkurs. Die Zahlen spiegelten also weitgehend eine „Reduzierung nicht realisierter Gewinne“, wie Buffett sagt.

Interessanter ist daher ein Blick auf die operativen Gewinne. Und hier stimmt der Trend: Nach 5,8 Milliarden im ersten Quartal 2020 sind es dieses Jahr 7,8 Milliarden. Und die Erholung der Wirtschaft hat erst eingesetzt. Berkshire mit seinen vielen Töchtern aus dem Bereich verbrauchsnahe Güter und Dienstleistungen dürfte davon profitieren.

Bei neuen Investments enttäuscht Berkshire 2021

Verhalten dagegen ist die Bilanz auf der Investmentseite. Denn Buffett hat seine gigantischen Reserven in der Börsenpanik im vergangenen Frühjahr kaum für Käufe genutzt – im Gegenteil, stattdessen trennte er sich von seinen Airline-Beteiligungen und einigen Positionen von Banken. Sogar bei der größten Holding – Apple – reduzierter er den Bestand leicht, nachdem ein Aktienrückkaufprogramm den Anteil von Berkshire an der Computerfirma erhöht hatte.

Etwas was er offensichtlich als Fehler ansieht. Denn mehrmals betont er, dass er lieber auf Charlie Munger gehört hätte. Der erinnert aber an die außergewöhnliche Situation in der Pandemie: „Wenn Sie von dem, was vor sich geht, nicht verwirrt sind, haben Sie es nicht verstanden.“ Charlie Munger mag 97 Jahre sein – für ein Bonmot ist er allemal noch jung genug.

Einige „kleiner“  Käufe gab es dennoch  (im Fall von Berkshire sprechen wir hier von zwei bis dreistelligen Millioneninvestitionen) und vor allem eine Milliarden schweres Aktienrückkaufprogramm. Das half aber nicht das größte Problem von Buffett zu mindern: Wohin mit den vielen Milliarden, die seine Tochterfirmen und Dividendenzahlungen regelmäßig in die Kasse spülen. Inzwischen sitzt Berkshire auf einem Cash-Bestand von 145 Milliarden US-Dollar. Weitere Aktienrückkäufe von Berkshire werden folgen. Ansonsten wird es Buffett schwer fallen geeignete Investments zu finden – wie immer in einem geldpolitisch getriebenen Börsenboom.

Buffett und Munger streifen viele Themen

Thema bei der Hauptversammlung war aber auch dieses Jahr weit mehr als nur Berkshire. Die Stimmung an der Börse (mit deutlichen Worten gegen SPACs, Bitcoin und Tradingplattformen wie Robinhood), Inflationsgefahren „Wir sehen sehr substantielle Inflation“ und vieles mehr – die HV hier nachzusehen ist auf jeden Fall die Zeit wert. Und sei es nur, das Zusammenspiel von Warren Buffett und Charlie Munger zu beobachten. Wie oft dazu noch die Gelegenheit kommt, ist schließlich ungewiss.

 

Foto: Gisela Baur

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