Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF

Home » Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF » Allgemein » Freitagsfrage: Warum wird der Einkaufsmanagerindex immer wichtiger?

Freitagsfrage: Warum wird der Einkaufsmanagerindex immer wichtiger?

Ende August war die Börsenstimmung weltweit trübe. Das aber änderte sich schlagartig, als am 1. September zunächst der Einkaufsmanagerindex (EMI) in China und kurz darauf in den USA veröffentlicht wurde: In den beiden wichtigsten Wirtschaftsnationen lagen die Zahlen deutlich über den Erwartungen. Die Angst vor einem erneuten Rückfall in die Rezession schwand deshalb – und ließ die Aktienkurse deutlich nach oben drehen.

Es lohnt sich also, den Einkaufsmangerindex im Blick zu behalten. Wie das Beispiel vom  1. September zeigt, gibt es allerdings nicht nur einen Einkaufsmagerindex. Vielmehr wird er inzwischen für zahlreiche Länder und Regionen berechnet – und das macht einen Teil seines Reizes aus. Gestern beispielsweise hatte der EMI einen negativen Einfluss. Denn da wurden die vorläufigen Daten für die Eurozone und Deutschland veröffentlicht – und die fielen enttäuschend aus. Der DAX und die meisten anderen Aktienindizes drehten daraufhin aus dem Stand nach unten. Die Angst wuchs, dass nun auch noch der Konjunktur-Fels in der europäischen Brandung, Deutschland, an Schwung einbüßt.

Der EMI für Deutschland fiel nämlich im September um 3,6 auf 54,8 Punkte, so stark wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Aus dieser Veränderung lassen sich zwei Entwicklungen herauslesen: Erstens, dass der Optimismus der deutschen Unternehmen im September nicht mehr so groß war wie im August, zweitens aber, dass die deutsche Wirtschaft immer noch gut im Saft steht. Denn jeder Wert über 50 bedeutet, dass die Wirtschaft expandiert, Zahlen unterhalb von 50 bedeuten theoretisch eine nachlassende Wirtschaftsentwicklung. Allerdings hat die Erfahrung gelehrt, dass auch bei Werten leicht unterhalb von 50 noch Wachstum erfolgt.

Der „Vater“ aller Einkaufsmangerindizes ist derjenige der USA. Er wurde von der National Association of Purchase Managers (NAPM) entwickelt und wird inzwischen vom Institute for Supply Mangement (ISM) weitergeführt. Deshalb wird der Purchase Managers Index, wie der EMI in den USA und vielen anderen Ländern heißt, auch als ISM-Index bezeichnet. Er ist sicherlich immer noch der wichtigste EMI weltweit. Wenn er am ersten Werktag jeden Monats veröffentlicht wird, reagieren die Börsen oft sehr stark, vor allem bei unerwarteten Daten.

Warum aber schauen Konjunkturexperten und Börsianer zunehmend auf die Einkaufsmangerindizes? Weil sie als Stimmungs- oder Frühindikatoren die künftige Wirtschaftsentwicklung voraussagen. In den USA beispielsweise geben mehr als 400 Einkaufsmanager aus 20 Branchen ihre Einschätzungen zu Auftragseingängen, Preisen, Lagerbeständen und weiteren sechs Bereichen an. Je nachdem, wie viele von ihnen im Vergleich zum Vormonat eine Verbesserung oder Verschlechterung sehen, steigt oder fällt der Index.

In Deutschland und 24 anderen Ländern wird der EMI vom Forschungsinstitut Markit Economics veröffentlicht, meistens in Zusammenarbeit mit nationalen Verbänden. In Deutschland ist das der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), deshalb wird er auch als Markit-BME-Index bezeichnet.

Die Stärke all dieser EMI- und PMI-Indizes liegt darin, dass sie sich als sehr zuverlässig für die Voraussage der wirtschaftlichen Entwicklung erwiesen haben. Insbesondere konjunkturelle Wendepunkte geben sie gut an. Hinzu kommt, dass die nationalen Indizes gut miteinander vergleichbar und verknüpfbar sind, weil sie nach gleichen Prinzipien ermittelt werden. Bei anderen Frühindikatoren wie dem Ifo-Geschäftsklima gibt es so eine bequeme internationale Vergleichbarkeit dagegen nicht. Positiv ist auch, dass es die EMIs für mehrere Bereiche gibt, wobei die Indizes für das verarbeitende Gewerbe und dien Dienstleistungssektor am meisten Beachtung finden. Zudem werden diese Bereiche noch in zahlreiche Einzelsektoren unterteilt, so dass die Wirtschaftsaktivitäten und -aussichten sowohl in ihrer ganzen Breite als auch im Detail erfasst werden.

Übrigens: Am 1. Oktober wird der nächste ISM-Index für die USA veröffentlicht, der für September. Da wird es an den Börsen wieder besonders spannend. Wird der wichtigste Einkaufsmanagerindex die konjunkturelle Aufhellung, die er für August angezeigt hat, bestätigen? Wenn ja, wäre das ein Grund für steigende Kurse, falls nein wäre wohl wieder eine Zeit lang Trübsal angesagt.

Weitere Beiträge
Schlagwörter:
Anlegerwissen
0 Kommentare

Themen

Archiv

Autoren

Blog abonnieren

Unsere Bücher

Alle Bücher

Unser Team