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Freitagsfrage: Was ist eigentlich ein Double Dip?

Der Double-Dip läßt die Börsen schaudern: Seit Wochen geben die Kurse nach, weil viele Anleger den ominösen „Double“ fürchten. Doch was ist das genau? Wer darauf eine Antwort bei Wikipedia sucht, dürfte zunächst einmal verwirrt sein. Denn das Online-Lexikon kennt neun Verwendungen des Begriffs „Double Dip“, darunter eine spezielle Frage bei „Wer wird Millionär“, die zweifache Abrechnung von Wohnkosten für verheiratete Abgeordente während des britischen Spesenskandals und eine besondere – oder besser zwei nacheinander anzuwendende – Saucen. Klar, dass sich die Anleger nicht vor diesen „Double Dips“ fürchten, sondern vor einem ganz anderen: Der Double-Dip Rezession.

Gemeint ist damit ein Konjunkturverlauf, während dessen eine Wirtschaft, die gerade eben aus einer Krise entkommen ist, gleich wieder in die nächste zurück fällt. Solange ich als Ökonom denken kann, wird der Double-Dip, auch W-Formation genannt, ständig prognositziert –  zuverlässig jedes Mal, wenn eine Wirtschaft gerade eine Rezession überwunden hat, und mit Nachdruck vertreten von namhaften Ökonomen und Strategen.

Doch nur einmal habe ich erlebt, dass die Vorhersagen in den USA tatsächlich eingetroffen sind: Das war in den frühen 80er Jahren. Damals bekämpfte die amerikanische Zentralbank mit aller Gewalt die Inflation, die aus dem Ölpreisansteig entstanden war und würgte damit den zaghaften Aufschwung ab. Im Internet entdeckte ich allerdings heute, dass es noch eine zweite W-Formation im vergangenen Jahrhundert gab: 1920 – ok, aber das war vor meiner Zeit. Ein seltenes Ereignis also, der Double-Dip. Dennoch gibt es auch diesmal wieder viele Experten, die die Wirtschaft der USA jetzt direkt darauf zusteuern sehen und viele Anleger, die deswegen Investitionen in Aktien meiden.

Dabei spricht einiges dafür, dass der Aufschwung trotz vieler Probleme auf relativ soliden Füßen steht. Amerikas Notenbankchef Chef Ben Bernanke beruhigte die Märkte Anfang der Woche vorübergehend mit der Aussage, dass die Konjunkturerholung intakt sei. Die Schweizer Bank Credit Suisse zählt gleich sechs Argumente auf, warum eine W-Formation in den USA jetzt unwahrscheinlich ist – darunter die soliden Auftragseingänge, die hohen Cash-Bestände der Unternehmen, die allmählich Stabilisierung am Häusermarkt und die besonnene Politik der chinesischen Regierung.

Die werde, so die Credit Suisse, dafür sorgen, dass China ein „Soft landing“ hinbekommt. Was das ist? Die allmähliche Abkühlung einer Wirtschaft nach einer Boomphase, ohne dass es zu einer Rezession kommt. Und auch so ein Begriff, der bei jeder passenden Gelegenheit prognositziert wird – und dann zwar nicht ganz so selten eintrifft wie der Double-Dip, aber eben auch nicht immer.

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