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Die armen deutschen Beamten

Hierzulande wird ja bekanntlich gern über unsere „unbezahlbaren“ Staatsdiener geklagt. Ganz anders als in den Krisenstaaten der Eurozone verdienen die deutschen Beamten und Angestellten im Durchschnitt aber gar nicht so viel mehr als die Beschäftigten in der Privatwirtschaft. Müssen wir also unsere (Vor)urteile revidieren?

Die Bundesbank hat in ihrem Mai-Bericht die Entwicklung der Löhne und Gehälter in den Euro-Krisenstaaten unter die Lupe genommen und sie mit dem Eurozonen-Durchschnitt und mit Deutschland verglichen.Und da kam wahrlich Ungeheuerliches heraus: In Italien, Spanien, Griechenland, Portugal, Irland und Zypern lagen die Bruttostundenlöhne der Staatsdiener vor der Schuldenkrise zum Teil irrwitzig weit über denen der Privatwirtschaft. Am schlimmsten trieben es die Zyprioten, wo der Stundenlohn in der Spitze fast dreimal so hoch war wie bei privat angestellten Bürgern. Italien, Portugal und Griechenland kamen immerhin noch auf nahezu das doppelte und die fast schon bemitleidenswerten Iren und Spanier verdienten bei Vater Staat gerade mal rund ein Drittel mehr als in der Privatwirtschaft.

Im Durchschnitt des Euroraums dagegen betrug der Gehaltsvorsprung der öffentlich Bediensteten nur etwa 20 Prozent und in Deutschland lag der Stundenlohn der Staatsdiener die ganze Zeit über sogar nur minimal über dem in den privaten Unternehmen. Die deutschen Beamten und öffentlich Angestellten haben in den zehn Jahren bis zum Ausbruch der Krise – 1999 bis 2009 – ihre Löhne laut EZB nur (nominal) um 13,1 % gesteigert und lagen damit deutlich unter dem Eurozonen-Durchschnitt von 34,9 %. In Irland und Griechenland betrugen die Lohnsteigerungen dagegen über 100 %, in Portugal und Spanien mehr als 50%.

Inzwischen hat sich der Abstand der Löhne und Gehälter in den Krisenstaaten allerdings verringert, denn die Regierungen mussten, um die Pleite zu vermeiden und Gelder aus dem Euro-Rettungsschirm und vom IWF zu bekommen, im öffentlichen Dienst kräftig sparen. Griechenland hat das am stärksten gemacht und die Stundenlöhne seiner „Diener“ binnen fünf Jahren um 27 % gekappt, Irland immerhin noch um 12 %. Nur Italien hat kaum an den Einkommen gerüttelt. Dass die Beamten und staatlichen Angestellten diese Einsparungen durchaus verkraften konnten, zeigt sich daran, dass die Stundenlöhne in allen Krisenländern auch jetzt noch deutlich höher sind als die in der Privatwirtschaft. Dieser Lohnvorsprung lässt sich im übrigen, wie eine Studie der EU-Kommission zeigt, keineswegs mit der besseren Ausbildung der Beamten begründen.

Der Bericht der Bundesbank belegt, dass ein zu teurer Beamtenapparat früher oder später jedes Land in die Schuldenkrise treibt. Die abschreckendsten Beispiele sind Griechenland und Zypern, wo die Sparer und Anleger mit einem Schuldenschnitt für die besonders großen Auswüchse in der Besoldung der Staatsdiener bluten mussten. Und dort, wo die Beamten und Staatsangestellten nur einen geringen Lohnvorsprung haben, wie in Deutschland, ging die Krise fast spurlos vorbei.

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