Manche können es kaum glauben: Die Aktienhausse feiert erst ihren zweiten Geburtstag. Am 9. März 2009 begann einer der steilsten Aufstiege der Börsengeschichte. Und trotz der gewaltigen Kursgewinne sind viele Märkte und Aktien heute noch immer günstig bewertet und damit auch im dritten Jahr des Aufschwungs chancenreich.
Als die Börsen an jenem 9. März 2009 eröffneten, sah es nach allem anderem aus als nach einer Trendwende. Die Kommentatoren malten die Zukunft angesichts der Bankenkrise und der Konjunkturtalfahrt in dunkelsten Farben, der ökonomische Weltuntergang schien nahe und der DAX durchbrach mühelos die 3600-Punkte-Marke. Aber bei 3588,89 Zählern drehte er plötzlich – und beschloss die Börsensitzung um gut 100 Punkte höher bei knapp 3700 Zählern. Auch wenn es in den Folgetagen immer wieder ruckelte und zuckelte – der Crash war vorbei und die Kurse schossen fast so steil in die Höhe, wie sie zuvor gefallen waren.
Es waren die Emerging Markets, die als Retter auftraten und zunächst die Tendenz vorgaben. China, Indien, Brasilien und Russland, also das berühmte BRIC-Quartett, trotzte der Wirtschaftskrise, und die Aktienkurse dort legten binnen Jahresfrist um 90 (Brasilien) bis 180 Prozent (Russland) zu. Das starke Wachstum der Schwellenländer plus die Bankenrettungen, Zinssenkungen und Konjunkturprogramme in den Industriestaaten schafften das, was damals vielen unmöglich schien: Die Weltwirtschaft erholte sich, und das auch noch sehr kräftig, und die Aktienmärkte als beste Seismographen der Wirtschaft nahmen das frühzeitig mit enormen Kurssteigerungen vorweg.
Waren es im Jahr 1 der Hausse die Schwellenländer, die den Rahm abschöpften, wandelte sich das Bild im Jahr 2: Die Börsen der Industriestaaten holten vor allem ab dem Sommer 2010 stark auf, weil sich auch bei ihnen die Konjunktur unerwartet robust entwickelte und die Unternehmensgewinne geradezu explodierten. Selbst die Staatsschuldenkrise konnte die Hausse nur unterbrechen, nicht aber stoppen, ebensowenig wie die Ängste vor der Deflation und einer neuen tiefen Rezession in den USA, dem berüchtigten double dip.
So kam es, dass zwar die BRIC-Börsen ihre Gewinne des ersten Haussejahres in den letzten zwölf Monaten nur noch wenig ausbauen konnten, während die Leitindizes der Industriestaaten steil nach oben strebten. In Deutschland verdoppelte sich das DAX-Niveau seit der Wende ziemlich genau – aber das ist im Vergleich zu den Nebenwerteindizes noch gar nichts: MDAX und SDAX legten um jeweils knapp 150 Prozent zu, der TecDAX um gut 120 Prozent. Alle vier deutschen Auswahlindizes schnitten damit wesentlich besser ab als der Weltdurchschnitt – der MSCI World verbesserte sich „nur“ um fast 80 Prozent. Auch gegenüber dem EuroStoxx 50 hatten sie, ebenso wie der österreichische ATX (plus 100 Prozent) klar die Nase vorn. Europas Leitindex stieg nur um gut 60 Prozent, weil vor allem die Börsen der Schuldenstaaten unter den Krisensymptomen litten, aber zuletzt ebenfalls auf Aufholjagd gingen.
An der Wall Street kletterte der Nasdaq Composite wie üblich in Aufschwungsphasen mit plus 120 Prozent deutlich stärker als der Dow Jones mit etwa 85 Prozent Gewinn. Japans Nikkei 225 war mit einem Zuwachs von lediglich rund 50 Prozent im Rennen der großen Börsen wieder einmal das Schlusslicht.
Hinter den stolzen Indexgewinnen verbergen sich aber höchst unterschiedliche Kursverläufe einzelner Aktien. Welche Titel in den zwei Jahren seit dem 9. März 2009 besonders ertragreich waren, und wie es im Jahr 3 der Hausse weitergehen könnte – das erfahren Sie, liebe Leserinnen und Leser morgen im Teil 2 des „Geburtstagsständchens“ für die Aktienmärkte.
Weitere Beiträge
0 Kommentare