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Deutsche Bank: Das Sorgenkind wird zum Hoffnungsträger

Für viele Börsianer überraschend hat die Deutsche Bank im zweiten Quartal die überwiegend negativen operativen Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen. Und noch überraschender ist, dass ausgerechnet das Investmentbanking den Löwenanteil zur Verbesserung beigetragen hat. Einiges spricht dafür, dass dies keine Eintagsfliege ist, sondern dass das Sorgenkind langfristig zum stärksten Gewinntreiber wird.

Im Investmentbanking spielt das Geschäft mit Anleihen bei der Deutschen Bank eine entscheidende Rolle – und dort hat, anders als bei manchen Konkurrenten, im Frühjahrsquartal endlich mal wieder die Kasse geklingelt. In den letzten Jahren hat der Bondhandel, wo Deutschlands einziges global bedeutendes Geldinstitut weltweit eine führende Rolle einnimmt, extrem unter der Niedrigzinsphase, den Anleihekäufen der Notenbanken und den Unsicherheiten über die weitere Politik der US-Notenbank Fed gelitten. Hier aber scheint sich eine Umkehr anzubahnen.

Erstens ist absehbar, dass auf dem wichtigsten Finanzmarkt USA die Wende bei den Leitzinsen spätestens Ende 2015 kommen wird. Die Bondmärkte nehmen so ein Ereignis üblicherweise monatelang vorweg. Die Nachfrage dürfte sich damit ebenso beleben wie die Volatilität, die Anleihenhändlern zusätzliche Gewinnmöglichkeiten beschert. Zum anderen wird die Fed spätestens am Ende dieses Jahres ihr Anleihekaufprogramm beenden. Die Notenbank hat zeitweise einen Großteil der US-Staats- und Hypothekenanleihen aufgekauft und damit die Handelsmöglichkeiten der Banken begrenzt. Das wird sich bald ändern und normalisieren.

Wegen der schwachen Geschäfte haben einige große Banken den Anleihehandel inzwischen ganz eingestellt, andere haben das Volumen zurückgefahren. Die Deutsche Bank hat dagegen unbeirrt auf das Bondgeschäft gesetzt. Vermutlich war das langfristig die richtige Entscheidung. Wenn der Anleihehandel den Krisenmodus verlässt, was er früher oder später machen wird, hat die Deutsche Bank deutlich weniger Konkurrenz als vor der Finanzkrise. Das hilft den Gewinnspannen auf die Beine. Hinzu kommt, dass in Asien die Bondmärkte rasant wachsen sollen – auch hier ist die Deutsche Bank gut vertreten.

Inzwischen hat sie auch die Kapitalkraft, um am absehbaren höheren Expansionstempo im Anleihegeschäft speziell und im Investmentbanking generell überdurchschnittlich zu profitieren. Mit der Kapitalerhöhung vom Frühjahr hat das Geldinstitut seine Eigenkapitalquote per Ende Juni 2014 um volle zwei Prozentpunkte auf 11,5 % verbessert sowie die in den USA viel beachtete Leverage Ratio von 2,5 % auf 3,4 % gesteigert  – und so über die magische Drei-Prozent-Hürde gehievt.

Wenn dann noch die Rechnung der Frankfurter aufgeht und die angestrebte engere Verzahnung zwischen Investmentbanking und Vermögensverwaltung  gelingt, eröffnen sich sogar neue starke Ertragsquellen. Das operative Geschäft der Deutschen Bank verspricht damit langfristig viel bessere Aussichten, als es der gedrückte Aktienkurs vermuten lässt. Jetzt müssen für eine Kurserholung  „nur“ noch die vielen teuren Rechtstreitigkeiten so gelöst werden, dass die Belastungen daraus die hohen Rückstellungen nicht dramatisch übertreffen. Aber das ist nach den Erfahrungen der Vergangenheit alles andere als sicher.

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