Die Eurokrise ist teuer, aber sie findet woanders statt – so hat sich die Wirtschaftslage in Deutschland in den vergangenen Jahren angefühlt. Doch nun mehren sich die Zeichen, dass die Konjunktur schon bald schwächer bis ganz schwach wird. Der Dax gibt aber nur wenig von seinen jüngsten Gewinnen ab. Ignoriert die Börse die schlechten Nachrichten?
Mehr als 20 Prozent legte der deutsche Leitindex seit Juni zu. Obwohl aus immer mehr Branchen Signale kommen, dass die Geschäfte eher flau laufen. Allen voran die Autohersteller, die sich auf magerere Zeiten einstellen. Der ifo-Geschäftsklimaindex zeigte heute ganz klar nach unten – er sank bereits zum fünften Mal in Folge. In der Vergangenheit war das – leider – immer ein äußerst zuverlässlicher Indikator für eine Rezession oder zumindest sehr maue Zeiten.
Dennoch hat der DAX das Potential, auch wirtschaftlich magere Zeiten ohne allzu große Blessuren zu überstehen. Denn die Gewinne diese Sommers sind alles andere als eine Blase. Sie sind vielmehr ein Zeichen für einen allmählichen Abbau der riesigen Angstprämie, die Aktien aus dem Euroraum seit einiger Zeit tragen müssen. Denn seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Kurs ganz klar auf Eurorettung gestellt hat, ist die Gefahr eines chaotischen Ende des Euros etwas geringer geworden.
Und immer noch spricht einiges für Aktien. Das DAX-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist mit unter 10 weiter nahe seinem historischen Tief. Die deutschen Unternehmen sind gut für eine Krise gerüstet, und das Instrument der Kurzarbeit hat sich in der letzten Flaute bewährt und den Einbruch abgefedert. Eine vernünftige Anlagealternative zur Börse gibt es derzeit ohnehin kaum. Und zu guter Letzt: Die EZB-Politik mag zwar der Rettungsanker für den Euro sein. Auf lange Sicht wird sie aber die Inflation anheizen. Und dann ist es gut Sachwerte zu haben – wie Aktien. Gut möglich also, dass die Börse diese Krise ganz gut übersteht.
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