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Das Sterbeglöckchen für die klassische Lebensversicherung

Ab 2017 steht auch bei der Garantieverzinsung der Lebensversicherungen (LV)  die 0 vor dem Komma: Das Finanzministerium will den Satz von 1,25 % auf dann 0,9 % senken. Die effektive Beitragsrendite, also das, was die Kunden für ihre Zahlungen bekommen, wird dadurch auf fast 0% sinken.  Das Aus für die klassische LV dürfte damit besiegelt sein.

Die Versicherungsmathematiker, die sonst meistens den Pfad für den Garantiezins vorgeben, hatten eigentlich eine Senkung auf 1,0 % und das auch erst ab 2018 vorgeschlagen. Aber anscheinend ist die Lage der Lebensversicherer inzwischen so prekär, dass der Finanzminister eine noch deutlichere und frühere Reduzierung für nötig hält. Angesichts einer Rendite von nur noch einem Viertel Prozent auf zehnjährige Bundesanleihen und sogar von minus einem Viertel Prozent für fünfjährige erscheint dieser Schritt in der Tat sinnvoll. Denn Anleihen machen mit fast 90 % den Löwenanteil der Geldanlagen der Versicherer aus.

Nun könnte man ja meinen, garantierte 0,9 % seien angesichts der Nullzinspolitik der EZB geradezu generös. Dem ist es aber beileibe nicht so. Vor kurzem hat die Ratingagentur Assekurata ausgerechnet, dass nach Kosten und Versicherungsanteil die Beitragsrendite bei 1,25 % Garantiezins (offizieller Höchstrechnungszins) im Schnitt bei 25 Jahren Laufzeit auf 0,42 % zusammenschmilzt. Entsprechend dürfte es für die Beitragsrendite bei 0,9 % Garantiezins gerade noch für eine schwarze Null reichen.

Sich dafür jahrzehntelang zu binden, ist wahrlich keine gute Idee. Zumal sich die Versicherungskunden, die jetzt noch eine LV abschließen, bei den Erträgen ganz hinten anstellen müssen. Da es noch viele Altverträge mit drei bis vier % Garantiezins gibt, müssen deren Ansprüche zuerst erfüllt werden. Von ihren Erträgen müssen die Versicherer deshalb seit 2011 eine Zinszusatzreserve bilden, die inzwischen 30 Milliarden Euro umfasst und rasant weiter wächst. Diese Rücklage aber fehlt den Neukunden, so dass für sie kaum Hoffnung besteht, zusätzlich zur Garantieverzinsung noch ansehnliche Überschussbeteiligungen zu bekommen.

Immer mehr Versicherungsgesellschaften haben deshalb inzwischen den Verkauf klassischer Lebensversicherungen eingestellt oder stark zurückgefahren. Dafür bieten sie Produkte ohne Garantiezins, die flexibler anlegen können und höhere Erträge bringen sollen. Branchenriese Allianz hat gemeldet, dass darauf inzwischen schon 90 Prozent seines LV-Absatzes entfallen. Im Versicherungsdurchschnitt sind es in Deutschland knapp 40 Prozent. Da ist also noch viel Luft nach oben für garantiezinslose Lebensversicherungen.

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4 Kommentare
  1. Kann mir jemand sagen, warum die Versicherer das Geld überhaupt überwiegend in Staatsanleihen versenken? Gesetzliche Vorgaben? Ich habe schon vor sechs Jahren gesehen, wohin es mit Staatsanleihen gehen würde und KLVs und andere Produkte kategorisch ausgeschlossen. Ich kündigte sogar eine Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr, die meine Eltern für mich abschlossen, weil da der Staatsanteil genauso in Staatsanleihen versenkt wurde.

  2. Wenn Sie das alles "schon vor sechs Jahren gesehen" haben, müssen Sie sich da ja mit langlaufenden Staatsanleihen bis oben hin eingedeckt haben. Nach dem dramatischen Zinzrutsch schwimmen Sie dann jetzt im Geld aus den enormen Kurssteigerungen dank der gesicherten alten Zinsen?
    Und welchen Garantiezins hatte die UBR? Sowas bietet Ihr ETF-Portfolio nicht.
    Das soll gar keine Werbung für die Produkte der Versicherer sein, aber solch undifferenzierte Aussagen zeugen nicht gerade von Kompetenz…

  3. Bin auch kein Freund der KLV. Habe selber schon vor Jahren die Kapitalanlage und den Todesfallschutz getrennt. Das ist bei der KLV zu intransparent. Den Sparanteil der Versicherten verbuchen die Gesellschaften als eigenen Umsatz und nicht als Sondervermögen.
    Aber fairerweise muss man zugestehen, dass bei der “schwarzen Null“ immerhin der Todesfallschutz enthalten ist.
    Dennoch ist die Rendite natürlich lächerlich. Das sollte jeder Privatanleger besser hinbekommen.

    Habe nie verstanden, warum so ein mieses Produkt derartig von der Politik gefördert wurde.

  4. Ich bin kein Anleihenspezialist, aber mir war klar, dass die Gläubiger der Staatsanleihen Probleme bekommen werden. Entweder werde die Probleme durch Schuldenschnitte oder Inflation gelöst. Knackige Inflationsraten habe ich auch erwartet und da war ich nicht alleine. Hat sich aber bislang nicht bestätigt. D

    Warum hätte ich in langlaufende Staatsanleihen gehen sollen? Meine Mittel sind begrenzt und die paar Prozente langjähriger Anleihen sind immer noch weniger als das, was man bei Aktien bekommt. Ich bin zu 100 % in Aktien investiert. Das sind Unternehmensanteile, Sachwerte und die sind besser vor der Inflation geschützt. Einerseits durch Fremdkapital, das die sich billig leihen konnten und durch Inflation entwertet würde, andererseits wegen der Berechnung der Inflation. Inflation führt nicht nur dazu, dass Nestle, Kraft Foods und General Mills die Preise erhöhen. Indem solche Unternehmen die Preise erhöhen, stellen wir Inflation erst fest. Im Warenkorb der Statistiker sind vor allem Fressalien. Deswegen mag ich solche Unternehmen.

    Die Unfallversicherung hatte einen niedrigen Garantiezins; weniger als 2 %. Was soll ich damit? Was soll ich mit einer Unfallversicherung, die mir im Falle eines Unfalles ein bisschen Taschengeld gibt? Ich rechnete mir aus: Rückkaufwert wird in Aktien gesteckt. Sehr konservative 5 % Rendite nahm ich an. Die eingesparten Beiträge kalkulierte ich teilweise für eine Risikounfallversicherung und den Rest für Aktieninvestments (kalkulatorisch, nicht in echt!). Bei meiner Berechnung kam heraus, dass die Kombination aus Risikounfallversicherung (viel mehr Leistung, bei geringeren Beiträgen) und Aktiensparen viel lukrativer war.

    Die Kündigung schrieb ich sofort. Die Aktien kaufte ich sofort. Die Risikounfallversicherung habe ich bis heute nicht. In der alten Police stand etwas drin von 15 Mark oder € Krankenhaustagegeld. Im letzten Jahr bekam ich über 10 € netto täglich aus Dividenden. Und ich musste nicht im Krankenhaus liegen.

    Sparen und Versichern gehören grundsätzlich getrennt.

    Was für meine Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr galt, gilt für jede KLV.

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