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Bernanke muss jetzt die Unsicherheit beseitigen

Manchmal kann man es den Börsianern aber auch gar nicht recht machen: Da drängen sie seit langem darauf, dass die US-Notenbank Fed damit anfängt, die ungeheure Liquidität zu zähmen, die sie in der Finanzkrise über die Märkte ausgegossen hat – und kaum fängt sie damit an und erhöht den eher unbedeutenden Diskontsatz, gerät so mancher Anleger in Panik und die Aktienkurse fallen. Deshalb wird Fed-Chef Ben Bernanke in den heute beginnenden zweitägigen Anhörungen vor dem Repräsentantenhaus viel Fingerspitzengefühl brauchen, um die Sorgen zu zerstreuen, eine Zinswende stehe kurz bevor.

Dabei haben er und seine Fed-Kollegen unmittelbar nach der Diskontanhebung von voriger Woche mehrfach ganz klar gesagt, dass dies überwiegend eine technische Maßnahme sei, um die Geldmärkte allmählich wieder zu normalisieren und keineswegs ein restriktiver Schritt. Normal nämlich ist ein Abstand von einem Prozentpunkt zwischen dem Leitzins, der Fed-Fund-Rate, und dem Diskontsatz. In der Krise hatte Bernanke diese Spanne halbiert, nach der Diskontanhebung von 0,5 auf 0,75 Prozent liegt die Differenz also immer noch unter dem üblichen Level. Denn der Zielzinssatz für die Fed-Funds beträgt unverändert 0 bis 0,25 Prozent.

Wenn die Anleger weiter denken, müssten sie die Diskontentscheidung eigentlich eher feiern als betrauern. Denn sie signalisiert in meinen Augen mindestens zwei außerordentlich wichtige Entwicklungen: Erstens wähnt die US-Notenbank offenbar die Lage der Banken als so stabil, dass die langsam anfangen kann, einen Teil der Medizin wegzulassen, ohne dass der Patient darunter leidet. Niemand hat ja so einen guten Einblick in die tatsächliche Lage der Banken wie die Fed. Und zweitens müsste der Diskontschritt eigentlich die Ängste ein wenig mildern, Bernanke habe keinen Plan, um die Liquidität beizeiten einzufangen und so die von manchen Experten befürchtete Superinflation in den Jahren ab 2011/2012 zu verhindern. Wie es nun aussieht, hat er einen Ausstiegsplan, der sehr behutsam das Ende der Liquiditätsfülle und der Nullzinspolitik vorbereitet.

Der Diskontschritt bedeutet dagegen meines Erachtens in keiner Weise, dass die erste Leitzinsanhebung vorverlegt wird, wie Anleger nun vielfach erwarten. Die wird vermutlich erst im dritten oder vierten Quartal 2010 kommen – je nachdem, wie sich bis dahin die Konjunktur und die Finanzmärkte entwickeln. Wie die Börsen dann reagieren werden, kann man sich nach dem Theater ausmalen, das jetzt schon die unbedeutende Diskontanhebung ausgelöst hat.

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