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Autoaktien nehmen Fahrt auf

Autoaktien gehören seit Ende Februar zu den Stars im DAX. Plötzlich reißen sich die Anleger um sie, und die Einstufungen der Analysten werden zunehmend optimistischer. Bedeuten die jüngsten Kursgewinne nur einen kurzen Spurt – oder ist das Beginn einer längeren Rallye von BMW, Daimler und Volkswagen Vorzügen? Und welche Aktie ist die aussichtsreichste?

In den zwölf Monaten seit dem Börsentief haben sich die Autowerte zwar gut, aber unterdurchschnittlich entwickelt. Lediglich VW Vorzüge konnten den DAX schlagen – bedingt vor allem durch die Aufnahme in den Leitindex. Das ist angesichts des Katastrophenjahrs 2009 für die Branche gar nicht so übel. Und da 2010 zwar besser, aber keineswegs berauschend ausfallen dürfte, wie die jüngsten Zulassungszahlen zeigen, sahen die Anleger lange Zeit keinen Grund, auf Autotitel zu setzen. Das hat sich aber mit der Veröffentlichung der Zahlen für 2009 gründlich geändert. Denn sie zeigen, dass sich die Lage zum Jahresende hin und auch in den ersten Wochen 2010 unerwartet stark verbessert hat.

Das gilt in erster Linie für die Erträge. Allmählich zahlen sich die enormen Spar- und Modernisierungsanstrengungen aus, die alle drei Hersteller ab 2007/2008 in Angriff genommen hatten. Der richtige Gewinnschub und die Rückkehr in gute alte Ertragszeiten ist aber erst für 2011 zu erwarten. Dann werden sich hohe Absatzzahlen, neue kostengünstig produzierte Modelle und generelle Einsparungen sehr positiv auf die Ergebnisse der Autohersteller auswirken.

Nun könnte man natürlich einwenden, das sei alles nicht ganz neu. Warum also sollten Autoaktien jetzt in Fahrt kommen? Der Hauptgrund liegt in den deutlich verbesserten Konjunkturaussichten. Insbesondere die Daten aus den USA, aber auch aus vielen Emerging Markets und sogar aus Europa weisen auf einen anhaltenden Aufschwung hin, der, anders, als lange Zeit befürchtet, auch das Jahr 2011 erfassen dürfte. Da die Autoindustrie besonders konjunkturabhängig ist, profitiert sie überdurchschnittlich – und das beginnen die Börsen mit ihrem üblichen langen Vorlauf vorwegzunehmen. Die Gewinnschätzungen für das kommende Jahr werden deshalb laufend heraufgestuft, und das nicht zu knapp.

Gemessen an den Ertragserwartungen für 2011 sind die drei DAX-Autotitel plötzlich günstig bewertet. VW kommt nur auf ein KGV von 9,5, BMW von gut zehn und Daimler von elf. Ist damit auch die Favoritenliste vorgegeben? Nicht ganz. Was VW betrifft, so scheinen hier die Kurschancen tatsächlich am besten zu sein. Der Kurs kam nämlich vor allem deshalb nicht recht voran, weil die Anleger eine massive Kapitalerhöhung für den Porsche-Kauf befürchteten. Diese Sorgen erweisen sich zum Teil als grundlos. Wolfsburg hat klar gemacht, dass ein Teil der Gelder via Wandel- oder Optionsanleihen besorgt werden soll. Das nimmt Verkaufsdruck weg und macht den Weg für die Vorzüge frei. Kursziele von bis zu 90 Euro machen inzwischen sowohl bei Fundamentalisten als auch bei Chartisten die Runde.

Zur Nummer zwei könnte sich Daimler entwickeln. Dafür spricht zum einen die starke Stellung im weltweiten Nutzfahrzeugmarkt, der mit der Konjunktur in Schwung kommen und für erhebliche Gewinnzuwächse sorgen dürfte. Hinzu kommt die Phantasie, die eine mögliche enge Verbindung mit Renault weckt. Ein realistisches Kursziel liegt bei rund 45 Euro.

Auch bei BMW sind die Aussichten gut. Wie gut, das wird aber sehr stark davon abhängen, wie die neuen 5er-Modelle einschlagen, die für das Ergebnis der Münchner von entscheidender Bedeutung sind. Der Verkaufsstart für die Limousine erfolgt in wenigen Tagen, für den Touring im Sommer. Wenn hier BMW gute Absatzzahlen meldet – was sich bereits abzeichnet – könnten auch die Aktie ihre Lethargie ablegen und in Bereiche jenseits der 40 Euro vorrücken.

Ein paar Autoaktien – oder Zertifikate darauf – ins Depot zu legen, dürfte sich deshalb für Anleger lohnen, die einen etwas längeren Atem haben und sich von heftigen kurzfristigen Schwankungen, wie sie bei konjunktursensiblen Titeln stets zu erwarten sind, nicht aus der Ruhe bringen lassen.

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